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Wissenschaftliche Tagung

Veranstaltungsort Haus der Universität Düsseldorf
Datum 11.-13. Mai 2022

Die transdisziplinäre Tagung befasst sich aus einer kultur- und geisteswissenschaftlichen Perspektive mit der Rolle von Flüssen bei der Hervorbringung von Räumen. Lange Zeit wurden Flüsse lediglich als Objekte einer wissenschaftlichen Naturbetrachtung aufgefasst, die aufs Genaueste beschrieben, vermessen und kartographiert wurden. Flüsse sind jedoch nicht nur passive Landschaftselemente, sondern sie sind selbst aktiv an der Konstitution von Räumen bzw. Raumkulturen beteiligt. Darüber hinaus weisen Flüsse die Besonderheit auf, dass sie sich fortwährend verändern und dabei dennoch gleichbleiben. Man könnte sogar sagen, dass die Veränderung das einzige Konstante des Flusses ist. Diese grundsätzliche Wandelbarkeit des Flusses eröffnet eine Reihe von Anschlussmöglichkeiten, denn sie führt dazu, dass die entsprechenden Raumkulturen ebenfalls beweglich und veränderbar gehalten werden. Die Tagung befasst sich daher mit der Frage, welche Ordnungsleistungen durch den Fluss hervorgebracht werden und welcher Anstrengungen es bedarf, um Flüsse als räumliche Einheiten zu konstituieren.

Videos der Beiträge können Sie auf den Seiten des L.I.S.A.-Wissenschaftsportals einsehen. [Hier klicken]

Flüsse sind ein konstitutiver Bestandteil von Räumen. Sie dienen als natürliche Grenzen, formen den Charakter einer Landschaft und prägen das Bild ganzer Regionen. Als geologische Gebilde konfrontieren sie den Menschen mit Gefahren (Hochwasser, Dammbrüche, usw.), deren Risiken durch Eingriffe in die Natur (z.B. Staudämme, Kanäle, Begradigungen) minimiert werden. Umgekehrt macht sich der Mensch das natürliche Potenzial von Flüssen auch zu Nutze (z.B. Wasserkraft, Landwirtschaft). Flüsse sind jedoch nicht nur ein passives Objekt wissenschaftlich-technischer Naturbeherrschung, sondern sie sind selbst aktiv an der Konstitution von Räumen beteiligt. Begreift man Flüsse als eigenständige Akteure im Rahmen einer Netzwerk-Theorie, so stellt sich die Frage, welche Dynamiken durch sie in Gang gesetzt werden.

In ökonomischerHinsicht dienen Flüsse als Transport- und Verkehrswege, die zur Verflechtung von Wirtschaftsräumen beitragen. Ihre verkehrstechnische Nutzung zieht eine Vielzahl von juristischen Diskursen nach sich, die ihrerseits wieder neue Dynamiken erzeugen, indem sie Gesetzgebungen anregen, aus denen neue suprastaatliche Institutionen hervorgehen. In politischerHinsicht sind Flüsse oftmals umkämpfte Grenzen oder Orte kriegerischer Auseinandersetzungen. Mitunter werden sie zur Projektionsfläche für nationale Diskurse, an denen sich langlebige Feindschaften ausbilden (z.B. Rhein, Oder-Neiße). Gleichzeitig bilden sie aber auch Räume des Kontakts, in denen kulturelle Transfer- und Austauschprozesse stattfinden. Flüsse sind somit sowohl Räume der Abgrenzung wie auch der Verflechtung. Sie tragen entscheidend zur Herausbildung von Raumkulturen bei, die selbst keineswegs statisch, sondern höchst veränderbar sind. An Flussläufen bilden sich künstlerisch-diskursive Praktiken heraus, die zur Entstehung von „Kulturlandschaften“ beitragen, an denen sich ein einheitlicher Stil entwickelt. 

Im Rahmen der Tagung werdensowohl konkrete Flussräume (Donau, Rhein, Oder, Wolga, Dnepr, usw.) als auch einzelne der hier vorgestellten Flussdynamiken aus einer geistes- und kulturwissenschaftlichen Perspektive beleuchtet. Zentrale Fragestellungen dabei lauten:

 

  • Wie lassen sich Flussräume mit ihren spezifischen Eigenheiten und Verflechtungen über (nationale) Grenzen hinweg beschreiben?
  • Welche Rolle spielen Flüsse bei der Konstitution von Raumkulturen und welcher kulturellen Anstrengungen bedarf es, um Flüsse als räumliche Einheiten zu konstituieren?
  • Welchen Einfluss haben Flüsse auf die Wahrnehmung von Räumen und inwiefern wird diese Raumwahrnehmung durch Veränderungen des Flusses modifiziert?
  • Welche kulturellen Ordnungsleistungen bringt der Fluss hervor? Welche Art von wirtschaftlichen, politischen, ästhetischen und künstlerisch-diskursiven Dynamiken entstehen entlang von Flussläufen?

 

Die Tagung wird organisiert vom Forschungsverbund Fluide Räume der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Zu den beteiligten Fachdisziplinen gehören die Institute Geschichte, Romanistik und Kunstgeschichte.

Verantwortlichkeit: