Welche Bedeutung haben die Grundlagenwissenschaften für das Studium der Medizin, die klinische Entscheidungsfindung und das klinische Handeln? Welchen Raum benötigen diese Inhalte im Curriculum? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) an der Medizinischen Fakultät der HHU Düsseldorf. Mehr als 300 wissenschaftliche Beiträge wurden auf Symposien, in Vortrags- und Postersessions präsentiert. In 27 Workshops wurde eine breite Palette von Themen bearbeitet.
Schwerpunkte des wissenschaftlichen Programms der Tagung waren die Themen Digitalisierung in der medizinischen Ausbildung, Prüfungen und eAssessment, Interprofessionelle Lehre, Kommunikation und die Weiterentwicklung des Medizinstudiums. Als Tagungspräsident begrüßte Prof. Dr. Ulrich Decking, Geschäftsführer des Studiendekanats der Medizinischen Fakultät der HHU Düsseldorf die Teilnehmenden zur ersten großen Tagung in der P.A.L.M.E., dem neuen innovativen und interdisziplinären Lehr- und Lernzentrum der Fakultät. In seiner Eröffnungsrede betonte er unter anderem, dass Wissenschaftlichkeit eine notwendige Grundlage des Gesundheitswesens sein sollte – und der Erwerb wissenschaftlicher Kompetenz durch die Studierenden eine Herausforderung für alle gesundheitsorientierten Studiengänge ist. Beispielhaft demonstrierte anschließend Prof. Dr. Sascha Dietrich, Stellvertretender Ärztlicher Direktor sowie Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, wie die Translation von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die medizinische Praxis gelingen kann. Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse, Prodekan für Lehre und Direktor des Instituts für Biochemie und Molekulare Zellbiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, stellte die Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenz von Anfang an im Hamburger Modellstudiengang iMED vor.
Internationale Perspektiven auf die Bedeutung der Grundlagenwissenschaften für Medizin und Gesundheitsberufe brachten im Laufe der Tagung drei weitere Keynote Speaker ein. Prof. Jan Hindrik Ravesloot, Amsterdam University Medical Center, beleuchtete die Rolle der vorklinischen Fächer aus der niederländischen Perspektive – und zeigte auf, dass sich Wissen und Verständnis in diesen Fächern in einem Z-Curriculum vor allem in den ersten drei Studienjahren aufbaut, sich dann im weiteren Studienverlauf verfestigt und nicht verloren geht.
Prof. Dee Unglaub Silverthorn von der University of Texas in Austin, USA, betonte die Wichtigkeit von Physiologie in der medizinischen Ausbildung: Die Disziplin sei nicht nur die Studie des Lebens und die Basis des Faches Medizin, sondern ideal, um wissenschaftliche Kompetenzen zu vermitteln und für den menschlichen Körper zu begeistern. Das Fach fördere unter anderem das kritische Denken und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Prof. Derek Scott von der University of Aberdeen fokussierte sich in seiner Keynote auf die Zukunft der Grundlagenwissenschaften in der medizinischen Lehre und ging unter anderem auf die spezifischen Herausforderungen in Schottland ein. So müssen zukünftige Ärzt:innen, die in teilweise ländlichen Gegenden arbeiten werden, sowohl über ein breites Wissen verfügen als auch Spezialist:innen sein. Auch er unterstrich, warum Physiologie eine wichtige Rolle neben den weiteren Fächern und Wissenschaften spielen müsse: Die Disziplin biete unter anderem einen kognitiven Rahmen für klinisches Denken und bilde die Grundlage, um Mechanismen zu verstehen, nicht nur Ergebnisse. Ein besonderer Workshop unter der Moderation von Prof. Scott ging der Frage nach, wie man die Physiologie von Tod und Sterben lehren könne. Dieses Thema könne selbst für Mediziner:innen schwierig sein und werde im Curriculum häufig lückenhaft gelehrt. Dabei sei es wichtig, dass Ärzt:innen physiologische Veränderungen im Sterbeprozess erkennen, um so beispielsweise eine optimale Kommunikation am Lebensende der Patient:innen sicherstellen zu können.
Ein Rahmenprogramm inklusive einer Abendveranstaltung im Apollo Varieté Düsseldorf rundete die Veranstaltung ab. „Wir blicken auf eine sehr erfolgreiche GMA-Jahrestagung zurück und freuen uns, dass so viele Teilnehmende hier bei uns in Düsseldorf zusammengekommen sind“, sagt Prof. Decking. „Die P.A.L.M.E. war ein idealer Ort für den wissenschaftlichen Austausch zu den vielen Themen, die die medizinische Ausbildung in Zukunft prägen werden. Daher gilt mein Dank auch dem UKD, das den Bau dieses Gebäudes ermöglichte, und allen, die sich für die Vorbereitung und Durchführung des Kongresses engagierten.“
Weitere Informationen zur GMA-Jahrestagung 2025.
Fotos: Studiendekanat Medizin / Kerstin Rosenkranz