Der Botanische Garten am Himmelgeister Rheinbogen ist wesentlicher Bestandteil des Biotopverbunds Düsseldorf. Als sogenanntes Trittsteinbiotop zwischen den Waldbereichen im Umfeld des Unterbacher Sees im Südosten der Stadt und der Rheinaue spielt er eine wichtige Rolle zum Erhalt der Biodiversität. Vor diesem Hintergrund ist die Erfassung der wild vorkommenden Arten von besonderer Bedeutung.
Im Zeitraum vom 14. bis 22. Juni haben die Teilnehmenden bei BioBlitz über 900 Beobachtungen gemeldet. Zu den am Botanischen Garten in Düsseldorf identifizierten Spezies gehören 13 Pilze, 55 Pflanzen, 4 Weichtiere, 171 Insekten, 28 Spinnen, 4 Fische, 3 Amphibien, 2 Reptilien, 19 Vögel, 3 Krustentiere und 3 weitere Gliederfüßer.
Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens: „Wir sind begeistert von den Ergebnissen dieses Bürgerprojekts und über die vielgestaltige Fauna und Flora, die bei uns gefunden wurde. Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei nicht um die Pflanzen, die zu dem von unserem Team gepflanzten und gepflegten Bestand gehören; es sind Arten, die in den Garten eingewandert sind.“
Darian Benno Tietgen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts, ergänzt: „Besonders bemerkenswert waren die Funde von in Deutschland oder in NRW gefährdeten Arten wie der heimischen Orchidee Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera), dem Schmetterling Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae) oder der Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana). Erwähnenswert ist auch der Fund eines Trauer-Rosenkäfers (Oxythyrea funesta), der ursprünglich in Südeuropa beheimatet ist, sich aber durch die fortschreitende Klimaerwärmung immer weiter gen Norden ausbreiten kann.“
Der Einsender des schönsten Fotos – einer Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) im Landeanflug auf die Blüte eines Echten Johanniskrauts (Hypericum perforatum) – wird mit einer Baumpatenschaft belohnt. Er ist nun Pate einer wilden Kiefern-Hybride, die sich selbst im Bereich „Moorlandschaft“ – der zukünftig neugestaltet wird – angesiedelt hat.
An BioBlitz, der Aktion zur Artenvielfalt in Botanischen Gärten, beteiligten sich mehr als 30 Einrichtungen im deutschsprachigen Raum. Mit der Smartphone-App konnten die Nutzer von ihnen gemachte Fotos wildlebender Pflanzen, Pilze oder Tiere bestimmen und kartieren. Das gesammelte Bildmaterial wurde auf die iNaturalist-Plattform hochgeladen, von der Community und von Fachleuten geprüft und öffentlich präsentiert. Das Material wurde darüber hinaus wissenschaftlich ausgewertet.
Etges: „Das Projekt ‚Artenvielfalt im Botanischen Garten‘ wird weitergeführt und ist eingebunden in eine europaweite Initiative. Wer also im Düsseldorfer Botanischen Garten wilde Tiere oder andere Organismen beobachtet, kann diese weiterhin über die App fotografieren und bestimmen lassen. Die Beobachtungen gehen in eine wissenschaftliche Analyse ein.“ Auf iNaturalist finden sich alle bisherigen Beobachtungen im Botanischen Garten der HHU.
Der Botanische Garten der HHU
Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er dient der Bevölkerung ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung, der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung an der HHU. Die umfangreichen, größtenteils öffentlichen Pflanzensammlungen werden als Arbeits- und Anschauungsmaterial für Forschung und Lehre vor allem in der Biologie und der Pharmazie genutzt.
Ein besonderer Schwerpunkt des Düsseldorfer Botanischen Gartens ist die sogenannte Kalthauskultur. In ihrem Zentrum steht das Wahrzeichen des Gartens, das 1.000 Quadratmeter große Kuppelgewächshaus mit einer Höhe von 18 Metern – im Jahr 2025 wird es 50 Jahre alt! Es beherbergt Pflanzen des Mittelmeerraums und der Kanaren, aber auch solche aus Ozeanien, Asien und Amerika.
In den Jahren 2004 und 2008 wurde die Einrichtung um drei neue Gebäude erweitert, die Orangerie, das Südafrikahaus und einen Forschungsgewächshauskomplex. Neben dem großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf dem Dach des Biologie-Neubaus.
Die im Botanischen Garten zu entdeckende Pflanzenwelt ist äußerst vielfältig. Dort finden sich höchst seltene Pflanzen wie die Wollemie, von denen im Ursprungsland Australien nur circa 100 ausgewachsene Exemplare wild in einem sehr kleinen, gut geschützten Gebiet vorkommen. In Düsseldorf wird damit ein Beitrag zur Erhaltung bedrohter Arten und zur Sicherung der Biodiversität geleistet.
Alljährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von November bis Ende Februar montags bis freitags bis 16:00 Uhr geöffnet. Im März und Oktober ist er täglich bis 18:00 Uhr geöffnet, zwischen April und September täglich bis 19:00 Uhr. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt.
Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden Pflanzeninteressierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche Zivilisation verdeutlicht. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.
Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten.
Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung „Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.
Weitere Informationen: www.botanischergarten.hhu.de