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News-Detail

Neue Serie „Kurios und nah“
Lars Leonhard: Hauskomponist der NASA

Eine Person im dunklen T-Shirt vor einer Bananenstaude Zoom

Lars Leonhard, Reviergärtner im Botanischen Garten der HHU, pflegt in seiner Freizeit eine besondere Zusammenarbeit: Er vertont Wissenschaftsvideos für die NASA.

Treffen wir Lars Leonhard in seinem Reich, dort, wo die Exoten wachsen: Palmen, Bananen und Agaven. Der dunkel gekleidete, schlanke Pflanzenfachmann begann hier 1997 als Azubi und seitdem lässt ihn der Botanische Garten nicht mehr los. „Er ist meine Muse, meine Leidenschaft“, sagt er und lehnt sich entspannt unter dem Blätterdach zurück. Erzählt, wie er den Bananenwald pflanzte, dessen Blätter regelmäßig die Elefanten im Wuppertaler Zoo verspeisen. Wie er einen Palmenhain anlegte und welche medialen Wellen die Wollemie im Kuppelgewächshaus schlägt. Für das spacig-futuristische Glaskonstrukt ist er nämlich auch zuständig.

Womit wir beim Weltall wären. Aber was haben ein Gärtner und das All gemeinsam? Zunächst einmal nicht viel. In dieser Geschichte sehr viel, wie sich gleich zeigen wird. Der in Hilden geborene Leonhard hat bereits in den 1990er Jahren seine Liebe zur elektronischen Musik entdeckt, noch vor der Liebe zu den Pflanzen übrigens. Mit verschiedenen Synthesizern entwirft er Klanglandschaften. Aus Spaß und kostenlos: „Ich habe meine Musik immer verschenkt, meist online über Plattformen wie Bandcamp und Soundcloud.“ Einordnen könnte man seinen Stil zwischen Ambient, Dub-Techno, Downtempo und Deep House. Sphärisch entrückt mit Anleihen aus der Natur, die durch Field-Recording, also das Aufnehmen von Sounds außerhalb des Studios, entstanden. So zeichnete der Produzent einst ein Gewitter in Düsseldorf-Volmerswerth auf und verwob den Donner mit ruhigen Klängen.

Kuriose Zufälle
Irgendwann nutzte ein unbekannter Fan diesen Song, „Thunderbolt“, für ein Video bei YouTube. Auf eben dieses Video – das ironischerweise nicht mal von Lars Leonhard selbst stammt – wurde ein Mitarbeiter der NASA (National Aeronautics and Space Administration) aufmerksam, als er auf der Videoplattform nach neuer Musik suchte. Die Art und Weise des Stücks gefiel ihm so gut, dass er dem in der Videobeschreibung genannten Komponisten eine E-Mail schickte. Doch diese Nachricht kam bei Lars Leonhard aufgrund eines Übertragungsfehlers nicht an.

Zufall Nummer zwei: Der NASA-Mann blieb hartnäckig und versuchte es etwas später über eine andere Adresse. Fragte, ob Leonhard sich vorstellen könne, Wissenschaftsvideos der Raumfahrtbehörde zu vertonen. Der Hobbymusiker konnte und schnell war vereinbart, dass er das unentgeltlich macht und dafür sein Name genannt wird. „Die beste Promotion, die ich mir wünschen konnte“, sagt er heute, zwölf Jahre und über 25 Videos später. Einige der Clips haben fast zehn Millionen Aufrufe, darunter „NASA | Fiery Looping Rain on the Sun“, der mit „Thunderbolt“ unterlegt wurde.

Dabei lernt der Pflanzenexperte zwangsläufig mehr über audiovisuelle Wissenschaftskommunikation. „Die meisten Filme sind nicht animiert. Sie visualisieren mit echten Fotos oder Videos auf beeindruckende Weise Sonnenstürme, Planetenbewegungen oder Phänomene wie Schwarze Löcher.“ Die US-Weltraumbehörde darf sich aus seiner Diskographie frei bedienen, so wurden manchmal bereits veröffentlichte Songs oder Alben eingesetzt. Aber rund 20 Prozent werden von ihm eigens für die NASA-Themen komponiert.

Doku übers James-Webb-Weltraumteleskop 
Lars Leonhard freut sich über jede Veröffentlichung: „Im Sommer 2025 hatte ich das Vergnügen, meine Musik zu einem brandneuen Dokumentarfilm über das James-Webb-Weltraumteleskop beizusteuern.“ Mit Neugier schaut der Gärtner auf 2026, denn dann wird er in den USA erstmals seinen Ansprechpartner persönlich treffen. Und im Eingangsbereich des Goddard Space Flight Centers in Maryland stehen – wo ebenfalls seine Musik läuft.

Liveauftritte gehören seit diesem Jahr ebenfalls zu seiner Spielwiese; der nächste am 1. November im historischen Klärwerk Krefeld. Bleiben da noch Wünsche offen? Der Reviergärtner wirkt sehr zufrieden mit seinen beiden Leidenschaften, die selten zusammenkommen, deshalb hat er einen ganz speziellen Wunsch für die ferne Zukunft: „Wenn ich 2040 in Rente gehe, gebe ich im Kuppelgewächshaus ein Abschiedskonzert,“ verrät der Produzent und seinen strahlenden Augen ist anzusehen, dass das kein Scherz ist. Bis 2040 sind es ja noch ein paar Jahre – wer weiß, welche E-Mails bis dahin ihren Weg finden und was sich daraus ergibt.

Zur neuen Serie
In der internen Kommunikation der HHU stellt das neue Format „Kurios und nah“ ebenso wie die Interviews „Kurz und klar“ Entwicklungen und Personen vor. Es liefert neben den aktuellen Nachrichten ungewöhnliche, überraschende oder nützliche Zusatzinformationen.

Autor/in: Redaktion/KK
Kategorie/n: INTRANET News, Schlagzeilen
Eine Person vor mehreren Monitoren, die die Sonnenoberfläche zeigen Zoom

Lars Leonhard im Studio.