Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf zeigt in einer Ausstellung vom 25. August bis zum 8. Oktober 60 Originalgrafiken mit Selbstbildnissen deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts. Sie stammen aus dem Privatbesitz des Düsseldorfers Adolf Sennewald, der seine Sammlung im folgenden Text kurz vorstellt:
Wie kommt man dazu, Selbstbildnisse zu sammeln? Meine ersten, die mich auf den Geschmack brachten, waren Grafiken aus Mappen oder illustrierten Büchern, die ich auf Auktionen erwarb. Auf einmal stand der Künstler selbst vor mir, wie er aussah, wie er sich sah - oder auch wie er gesehen werden wollte.
Ein großer Abstand ist es vom Selbstporträt zum Porträt: Der Porträtierte will ja möglichst vorteilhaft in Erscheinung treten. Aber auch beim Selbstporträt wird oft kräftig geschönt: Wie z.B. George Grosz seine Menschen sah - das hat er sich selbst nie angetan. Jedoch neben ausgesprochen narzißtischen gibt es die konservativen, die experimentellen, die expressiven Selbstporträts; neben Künstlern, die gerade mal eines machten, gibt es solche, deren Interesse, sich im Spiegel zu erforschen, nie erlahmte (wie z.B. Rembrandt; seit dem Anfang des Jahrhunderts Meidner, Liebermann, Corinth und zuletzt Janssen).
Porträts gab es schon früh, das Selbstporträt dagegen taucht erst später auf. Albrecht Dürer war wohl einer der ersten, der sich alleine, ohne Beiwerk oder Mitwirkende, zur Schau stellte. Gleich gibt es den wesentlichen Unterschied: Es existieren nicht nur die bekannten, in Selbstverliebtheit gemalten Darstellungen von ihm, sondern auch das gezeichnete Blatt mit der vorgehaltenen Hand in Erlangen, das uns viel vom Künstler mitteilt. Velazquez und Rubens präsentieren sich als der Oberschicht ebenbürtig. Nördlich der Alpen zeigt sich sonst der Künstler sehr oft als Nebenperson auf einer Auftragsarbeit, er erscheint neben den Stiftern oder als Apostel Lukas, der die Madonna malt.Bei den Grafikern des 18. Jahrhunderts herrscht die Konvention vor, das bleibt auch in der Romantik so.
Die augenfälligste Veränderung fand in der Zeit statt, die wir noch überblicken und zu denen die Blätter der Ausstellung gehören. Natürlich, die Freiheit, die der Einzelne errungen hat, ist am Künstler nicht vorbeigegangen. Er stellt sich ganz verschiedenartig dar: als Hauptperson, als Nebensache, in der Öffentlichkeit, bei der Arbeit, in der Werkstatt, als Karikatur, als Bürger und als Ausnahmemensch oder Bohemien. Manchmal erscheint er sogar gesichtslos. Er nimmt sich sehr ernst, oder er vernachlässigt sich auf der Spiegel-Suche nach dem Selbst. Lichtenberg hat es auf den Punkt gebracht: "...ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel herausgucken". Aber ebenso könnte man sagen, daß, wenn ein hart um Erkenntnis Bemühter hineinsieht, kein Affe zurückblicken kann. Wie verschieden das Resultat des Bemühens ausfallen mag, versucht diese kleine Ausstellung zu zeigen.
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Ausstellung in der Bibliothek: Selbstbildnisse deutscher Künstler
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