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News-Detail

1. Welttag des Stotterns am 22. 10.
Online-Konferenz im Internet

In diesem Jahr findet am 22. Oktober zum ersten Mal der "Welttag des Stotterns" ("International Stuttering Awareness Day") statt. Dieser Tag wurde von den weltweiten Verbänden der Betroffenen und Fachleuten gemeinsam ausgerufen, um auf die Bedürfnisse stotternder Menschen aufmerksam zu machen. Trotz zahlreicher negativer Konsequenzen für die Betroffenen findet diese Störung kaum Beachtung in der Gesellschaft.

Allein in Deutschland stottern etwa 800.000 Menschen, ihre sprachliche Kommunikation ist meist schwer beeinträchtigt, was wiederum Folgen für die Berufschancen, die sozialen Kontakte und die persönliche Entwicklung hat.

Wenn die Störung bereits in früher Kindheit kompetent behandelt wird, ist die Therapie wesentlich wirksamer und weniger aufwendig als zu einem späteren Zeitpunkt. Sprachtherapeutische Behandlungen im Erwachsenenalter umfassen in vielen Fällen 100, bisweilen auch noch mehr Stunden.

Seit langem beschäftigen sich weltweit Forscher mit dem Phänomen. Während die ersten wissenschaftlichen Arbeiten zum Stottern Anfang dieses Jahrhunderts aus Deutschland kamen, betreiben hier zur Zeit nur drei Gruppen empirische Forschung zu diesem Gebiet. Eine davon befindet sich an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und wird von Prof. Dr. Karl Theodor Kalveram (Institut für Allgemeine Psychologie) geleitet. Sein Forschungsprojekt behandelt die Sensomotorik des Sprechens und Stotterns.

Die anderen Projekte laufen an den Universitäten Ulm (Prof. Dr. Helge S. Johannsen, "Entstehung und Aufrechterhaltung des Stotterns im frühen Kindesalter") und Bochum (Prof. Dr. Hans-Georg Bosshardt, "Kognitive Determinanten des Stotterns").

Im Verhältnis zur Verbreitung des Stotterns sind diese Forschungsbemühungen eher als gering anzusehen. Dies trifft insbesondere für die Stottertherapie zu, bei der in Deutschland weitgehend Forschungsabstinenz herrscht. Es gibt zahlreiche Behandlungsansätze, die als erfolgreich angesehen werden, aber kaum eine Therapie ist in ihrer Wirkung wissenschaftlich untersucht worden.

In Deutschland konzentriert sich die Stotterforschung im wesentlichen auf die Untersuchung von Einflüssen der Sprachentwicklung und der intrafamiliären Interaktion (Ulm), der Sprechmotorik (Düsseldorf) und der Sprechplanung und des Gedächtnissen (Bochum). Damit werden wesentliche Komponenten auf der Basis von Grundlagenforschung untersucht. Im Vergleich mit den USA und den Niederlanden sind die Forschergruppen jedoch sehr klein und die Anzahl der aus Deutschland stammenden wissenschaftlichen Arbeiten ist verschwindend gering. Im Unterschied zu diesen Ländern fehlt auch eine Anbindung an die therapeutische Praxis und therapiebezogene Forschungen.

Erstmals hat sich jetzt eine Organisation der Betroffenen, die Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe in Köln, dieses Problems angenommen. Es wurde eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus klinischen Psychologen, Ärzten, Logopäden, Pädagogen und Forschern gebildet, die Meßinstrumente zur Bewertung von Stottertherapien entwickelt und Behandlungskonzepte bewerten wird. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der therapeutischen Standards und Versorgung.

Anläßlich des Welttages des Stotterns läuft seit dem 1. Oktober eine Online-Konferenz im Internet, bei der Betroffene und Fachleute mit 50 Beiträgen aus 14 Ländern vertreten sind. Dort besteht die Möglichkeit, mit den Autoren zu diskutieren (http://www.mankato.msus.edu/dept/comdis/isad/isadcon.html). Weitere Hinweise zum Thema Stottern finden sich auf den Internetseiten der Bundesvereinigung Stotterer-Selbsthilfe (http://www.hsp.de/bvss/).

Kategorie/n: Pressemeldungen