Gisbert Longolius
Finger, Heinz: Gisbert Longolius: Ein niederrheinischer Humanist. Studia Humaniora Series Minor (Bd. 3), Düsseldorf 1990, 116 Seiten.
Dieses Buch ist einem niederrheinischen Humanisten gewidmet, der trotz seiner Bedeutung für die rheinische Kirchengeschichte lange Zeit beinahe vollständig vergessen war. 1985 wurde die Bibliothek dieses Gelehrten im Altbestand der Universitätsbibliothek Düsseldorf wieder aufgefunden (Veröffentlichung 1987). So wurden Leben und Persönlichkeit eines Mannes greifbar, der als erster Professor für Griechisch an der Universität Köln und als Leibarzt des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied (gerade in den Jahren, als sich dieser vom betont konservativen Kirchenfürsten zum Vorkämpfer der Reformation im Rheinland wandelte) an einflußreicher Stelle das rheinische Geistesleben seiner Zeit mit- bestimmt hat. Darüber hinaus hat Longolius, der persönliche Freund Philipp Melanchtons, durch seine Lehrpläne und seine Vorschläge für eine Universitätsreform größte Bedeutung als einer der wichtigsten Bildungstheoretiker der Reformationszeit. Longolius war nicht nur ein Gelehrter, der am Niederrhein lebte, sondern der dezidierte Vertreter eines ganz speziell niederrheinischen Humanismus. Eines Humanismus, der von dem Italiens, Frankreichs und Oberdeutschlands sehr stark abwich und durch eine intensive Wechselbeziehung zur Devotio moderna geprägt war.