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Blaue Leuchtschrift: Meet me for Coffee

Auf einen kurzen Kaffee mit ...

Jun.-Prof. Dr. Stefan Hartmann vom Institut für Germanistik

Stefan Hartmann ist seit 2020 Juniorprofessor für Germanistische Linguistik an der HHU. Nach der Studien- und Promotionszeit, die er in Mainz verbrachte, verschlug es ihn zunächst nach Hamburg und Bamberg, wo er unter anderem in einem Projekt zur Entwicklung der Substantivgroßschreibung arbeitete und nebenbei eine Einführung in die Sprachgeschichte schrieb. Er ist ledig und wohnt in Düsseldorf, gelegentlich aber auch in seinem Herkunftsort in der Pfalz, auf Konferenzen in aller Welt oder im ICE.

 

Kaffee und Tee trinkt er im Wechsel, beides schwarz und von beidem viel zu viel.

Da gibt es momentan mehrere größere Projekte. Das vielleicht spannendste: Vom 7. bis 11. August findet die International Cognitive Linguistics Conference an der HHU statt, die größte und wichtigste Konferenz auf meinem Forschungsgebiet mit etwa 500 Teilnehmenden. Obwohl das noch eine Weile hin ist, gibt es schon viel zu organisieren, und es vergeht kaum ein Tag ohne neue Überraschungen. Ansonsten konnte ich in den letzten drei Jahren zusammen mit Kolleginnen und Kollegen drei DFG-Projekte und ein EU-Projekt einwerben, was mich riesig freut, aber auch heißt, dass wir all die Dinge, die wir da versprochen haben, jetzt auch machen müssen... Im Bereich der Lehre bereite ich schon meine Veranstaltungen fürs Wintersemester vor, wo ich unter anderem die Einführungsvorlesung halten darf. Das mache ich immer besonders gerne, weil ich Studierende in einer sehr frühen Phase des Studiums dazu einladen kann, völlig neu auf Sprache zu blicken.

Nein, aber als Ausgangspunkt für sprachwissenschaftliche Überlegungen finde ich den Spruch trotzdem spannend – eigentlich könnte man ein ganzes Seminar mit den Fragen füllen, die sich daraus ableiten lassen: Welche Faktoren führen dazu, dass eine Sprache (im Erst- oder im Fremdspracherwerb) besonders lernbar wird? Lassen sich sprachgeschichtlich Tendenzen nachweisen, die – in vielen verschiedenen Sprachen unabhängig voneinander – zu höherer Lernbarkeit führen? Wenn eine Sprache von vielen Menschen auf der Welt als Fremdsprache gelernt und gebraucht wird, führt das dazu, dass ihre Struktur in irgendeiner Weise „einfacher“ wird? Was bedeutet es, zu sagen, dass eine Sprache „schwer“ ist? Welche Faktoren führen dazu, dass eine Sprache von Lernenden als „schwer“ wahrgenommen wird? Zu all diesen Punkten gibt es einiges an Forschung, und mit Antworten auf die Frage, wie schwer nun die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen ist, könnte man vermutlich Regalwände füllen.

Mein Geheimrezept sind schlechte Wortspiele und Memes. Es kann aber auch nicht schaden, zwei Flüssigkeiten zu haben, die, wenn man sie zusammenkippt, blau leuchten. Aber als Linguist bin ich nicht so gut darin, sowas herzustellen, und würde ich es versuchen, wäre das Resultat wahrscheinlich, dass irgendwelche Dinge explodieren.

Es gibt ja solche Entspannungsrituale. Meines geht so: Ich hüpfe auf einem Bein im Kreis, während ich mit bunt bemalten Straußeneiern jongliere und mit Waldmeisterbrause die Marseillaise gurgle. Allerdings achte ich penibel darauf, dass mich dabei niemand beobachtet. Daher wird nie jemand erfahren, ob ich mir das gerade nur ausgedacht habe.

Meine wichtigste Empfehlung wäre, das Studium möglichst zu genießen und weder das Studium als Ganzes noch die einzelnen Veranstaltungen als Mittel zum Zweck zu sehen. Und ich würde dazu raten, die Dinge zu tun, die ich in meiner eigenen Studienzeit versäumt habe – sich in der Fachschaft zu engagieren beispielsweise. Es kann auch sehr vorteilhaft sein, sich bei Prüfungen und ähnlichem in die Situation der Dozierenden zu versetzen: Ich finde es zum Beispiel recht beruhigend, sich klarzumachen, dass die meisten Dozierenden regelmäßig Aufsätze verspätet einreichen und es deshalb sehr nachvollziehbar finden, wenn z.B. bei einer Hausarbeit eine Deadline mal nicht eingehalten werden kann.

Da gibt es viele, aber der Heinrich-Slam ist mir natürlich in besonders guter Erinnerung geblieben. Ansonsten war es extrem lehrreich, an den Antragsvorbereitungen für zwei große Verbundprojekte beteiligt zu sein, von denen eines erfolgreich war – oder sagen wir: beide waren erfolgreich, aber leider hat nur eines auch tatsächlich eine Förderung erhalten... In beiden Fällen war es spannend mitzuerleben, wie aus einer zunächst recht heterogenen Gruppe eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden ist.

Ich habe tatsächlich auf Lehramt studiert und hätte mir auch vorstellen können, Gymnasiallehrer zu werden. Die Lehrkräfte, bei denen ich während meiner Schulpraktika ein paar Stunden gehalten habe, sind da aber wahrscheinlich anderer Meinung. Als Jugendlicher wollte ich Schriftsteller oder Regisseur werden – wovon ich ja heute nicht allzu weit weg bin, immerhin habe ich schon ein paar Bücher geschrieben und dank Pandemie unzählige Lehrvideos gemacht...

Die Container, in denen mein Büro liegt, wirken von außen zwar etwas schmucklos, aber ich mag die Begegnungen auf dem Flur sehr – ein bisschen fühlt sich das an wie eine große WG mit vielen tollen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Was den ästhetischen Aspekt angeht, finde ich den Platz rund um die Heine-Statue vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung großartig.

Ich neige dazu, mich vor allem von Menschen inspirieren zu lassen, die ich persönlich kenne – daher kann ich hier keine Namen nennen, aber viele Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen inspirieren mich täglich, und auch von den Studierenden, die ich im Laufe der Zeit kennenlernen durfte, habe ich viel Inspiration erhalten.

Das Modulhandbuch.


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Autorin: Andrea Rosicki

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