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Blaue Leuchtschrift: Meet me for Coffee

Auf einen kurzen Kaffee mit ...

Julia Mirkin M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie

Julia Mirkin studierte Philosophie und Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Im Rahmen des Lehrprojekts „Wissenschaftsethik für die empirischen Wissenschaften“ unterrichtet sie Kurse zu verschiedenen Bereichen der Wissenschaftsethik, wie zum Beispiel Kurse zu Interessenkonflikten in der Forschung oder zur Ethik der humanen Genomforschung. Diese Kurse richten sich an Studierende aller Fakultäten. In ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit gesellschaftlichem Vertrauen in die Wissenschaft. Dabei insbesondere mit der Frage danach, worin Gründe für den Verlust gesellschaftlichen Vertrauens in die Wissenschaft bestehen.

Ihren Kaffee trinkt sie am liebsten handgebrüht und schwarz. Im Sommer gerne Cold Brew.

 

Das lässt sich schwer für alle potentiellen Anwendungsmöglichkeiten der Genomeditierung beantworten. Genscheren ermöglichen es uns Eingriffe bei verschiedenen Organismen vorzunehmen. Neben der Veränderung des Erbguts von Menschen, können wir genauso das Erbgut von zum Beispiel (Nutz-)Tieren und -Pflanzen verändern, um diese beispielsweise resistenter gegen Krankheiten oder Veränderungen, die mit dem anthropogenen Klimawandel einhergehen, zu machen.

Was die Bewertung des Genome Editings beim Menschen angeht, sollte sich diese (1) an dem Ziel der Anwendung orientieren: Greift man in das Erbgut eines Menschen ein, um diesen Menschen zu heilen? Möchte man einer Krankheit vorbeugen? Oder möchte man darüber hinaus etwas an diesem Menschen optimieren?

In der Bewertung sollte (2) beachtet werden, ob die vorgenommene Veränderung im Erbgut nur den Menschen, in dem sie vorgenommen wird, betrifft: Wird die genetische Veränderungen an die Nachkommen vererbt oder nicht?

Hoffnungen sehe ich bezüglich solcher Eingriffe, die aus therapeutischen Zwecken vorgenommen und nicht weitervererbt werden können. Den übrigen Formen der Genomeditierung stehen entweder aktuell technische oder ganz grundsätzliche Hürden entgegen. Diese betreffen zum Beispiel Risken der Mutation im Zuge der Vererbung, die Unmöglichkeit das Einverständnis ungeborener Menschen einzuholen und die Gestaltung eines fairen Zugangs zu solchen Eingriffen.

Um diesen Hürden – die sicherlich auch Ängste wecken können – zu begegnen, sollte die Öffnung des Diskurses im Vordergrund stehen. Also dass nicht nur Forschende aus dem Bereich der Biomedizin oder auch mal Bioethiker*innen die Inhalte und Rahmenbedingungen vorgeben, sondern, dass andere Interessengruppen (zum Beispiel Patientenverbände) und eine breite Öffentlichkeit informiert und einbezogen werden. 

2020 hat der Deutsche Ethikrat einen interaktiven Entscheidungsbaum erstellt, der einen guten Überblick über Positionen und Argumente bezüglich der Erforschung und möglichen Anwendung von vererbbarem Genome Editing (Keimbahninterventionen) gibt.

Besonders gefällt es mir, dem nachgehen zu können, was mich zur Philosophie gebracht hat – mich geordnet mit interessanten Fragen auseinandersetzen zu können. Darüber hinaus bietet das Arbeitsumfeld der Uni eine tolle Mischung: mich mit einem Artikel ins ExLibris zu setzen ist genauso Teil meiner Arbeit, wie mich in der Kaffeeküche oder auf Konferenzen mit Kolleg*innen oder im Seminar mit Studierenden darüber auszutauschen oder an einem anderen Tag zu Hause über diesen zu brüten.

Man kann keine leere Seite editieren.

Mich inspirieren Momente der Aufrichtigkeit, sei es in außergewöhnlichen oder alltäglichen Situationen.

Wolodymyr Selenskyj, weil ich seine Arbeit als Präsident der Ukraine sehr bewundernswert finde. Trotz aller Widrigkeiten in einer historischen Ausnahmesituation, mitten im Krieg, gelingt es ihm Tag für Tag das Land zusammenzuhalten.

Ich würde sehr gerne den Bereich Wissenschaftsethik an der HHU gemeinsam mit Alexander Christian und Kolleg*innen hier in Düsseldorf und darüber hinaus, weiterhin ausbauen. Falls es möglich sein sollte, würde ich mich auch sehr freuen, zwischenzeitlich meinen Horizont im Ausland zu erweitern.

Es langsam angehen zu lassen, egal ob man zu Hause bleibt oder etwas unternimmt.

Aktuell würde ich sagen „Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow“ von Gabrielle Zevin (eine der berührendsten Erzählungen von Freundschaft, die ich kenne) und „Demian“ genauso wie „Siddhartha“ und „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse (es gelingt ihm, das universell in die Welt-geworfen-sein mit der Einzigartigkeit des Individuums zu versöhnen).


  • Weitere spanndende Interviews aus der Reihe "Auf einen kurzen Kaffee mit..." finden Sie hier.

Autorin: Andrea Rosicki

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