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Blaue Leuchtschrift: Meet me for Coffee

Auf einen kurzen Kaffee mit ...

Übersetzer Andreas Jandl, Gastdozent im Masterstudiengang Literaturübersetzen

Andreas Jandl studierte Theaterwissenschaften, Anglistik und Romanistik in Berlin, London und Montréal. Seinen Masterabschluss in Theaterwissenschaft erwarb er an der Université du Québec in Montréal. Seit 2006 arbeitet er als freiberuflicher Übersetzer aus dem Englischen und Französischen. Im Jahr 2017 erhielt er den Christoph-​Martin-Wieland-Übersetzerpreis für die Übersetzung von J.A. Bakers "Der Wanderfalke". Jandl ist im Wintersemester 2021/22 Gastdozent im Masterstudiengang Literaturübersetzen. Gefördert wird diese Gastdozentur aus dem Neustart Kultur-​Programm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und sie ist mit einer Dotation von 10.000 Euro verbunden.

Andreas Jandl trinkt gerne Tee, sehr gerne Grünen.

 

Das Seminar „Die 6 Freiheitsgrade der Übersetzung“ im Studiengang Literaturübersetzen. Der Titel ist angelehnt an einen Roman von Nicolas Dickner und der wiederum inspiriert sich an einem Konzept aus der Mechanik. Es handelt sich um eine praxisnahe Einführung ins literarische Übersetzen und um den Versuch, die „6 Freiheitsgrade“ in der Textarbeit und -analyse anzuwenden.

Fremdsprachenkenntnisse und, wichtiger noch, „Muttersprachenkenntnisse“, außerdem Freude am Nesteln mit Sprache, Ideen auch bei schwierigen Stellen und viel Ausdauer. Die allerwichtigste Eigenschaft aber haben erfahrene Kolleg*innen mal so zusammengefasst: „Zum Übersetzen muss man vor allem übersetzen können.“ Das hat mich amüsiert und zugleich beeindruckt, denn es stimmt, der Vorgang ist einzigartig. Vergleiche mit anderen körperlichen oder geistigen Tätigkeiten fallen schwer. Übersetzen ist nur wie übersetzen – und das sollte einem leichtfallen.

Eine große Bandbreite an Literatur zu kennen, also in unterschiedlichste Texte reinzulesen. Außerdem ist es nützlich, den Literaturbetrieb zu kennen, etwa durch ein Praktikum oder Volontariat. Und ein zweites berufliches Standbein ist für den Anfang auch kein Fehler.

In den ersten zehn Berufsjahren habe ich vor allem Theaterstücke übersetzt, heute sind es meist Texte des britischen Nature Writing und zeitgenössische Romane aus Frankreich und Québec.

Ich gehe in den Spagat, um kulturelle und soziale Eigenarten des jeweiligen Landes zum einen gerade so verständlich zu machen zum anderen aber keinesfalls breitzutreten und ins Erklären abzurutschen. In Stimmungsbilder fühle ich mich so gut es geht ein. Bei Stanislawski ist das die „produktive Einfühlung“. Manchmal zeigt der Tränentest, ob eine Stelle sitzt.

Auch wir chronisch unterbezahlten Literaturübersetzenden sollten unsere Privilegien reflektieren. Wer wen übersetzen darf, halte ich aber für die falsche Frage. Konstruktiver ist es sicher zu fragen, wer wen übersetzen kann. Anonyme Textproben sind da Anhaltspunkt und Ausweg. Die Verlage sollten literarische Stimmen für ihre Texte casten, so wie Schauspieler*innen für den Film gecastet werden.

Dramaturg – aber wahrscheinlich würde ich sofort nebenbei anfangen, Theaterstücke zu übersetzen.

Autor*innen des OULIPO und literarische Querschläger wie Martin Auers "deutsch für außerirdische".

Den Montréaler Hafen, wenn man morgens um drei mit dem Frachtschiff einläuft.

"Ah, das Love-Ding!" von Monika Rinck.


  • Weitere spanndende Interviews aus der Reihe "Auf einen kurzen Kaffee mit..." finden Sie hier.

Autorin: Andrea Rosicki

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