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Diskussionsrunde der teilnehmenden Alumni auf dem Podium

Rückblick auf den Praxistag Journalismus: zahlreiche Einblicke in ein vielfältiges Berufsfeld

Der 17. Juni 2023 stand ganz im Zeichen des Journalismus: circa 100 Studierende hatten beim Praxistag Journalismus die Möglichkeit, spannende Einblicke in das vielfältige Berufsfeld zu erlangen. Von den Expert*innen aus der Medienbranche erhielten die Teilnehmenden Antworten auf Fragen wie „Was zeichnet guten Journalismus aus?“ oder auch „Muss ich Journalismus oder Journalistik studieren, um mich in diesem Berufsfeld zu etablieren?“. Die Veranstaltung im Haus der Universität war Teil der Kooperation der Philosophischen Fakultät mit dem Deutschen Journalistenverband Nordrhein-Westfalen (DJV NRW) und dem Verein Düsseldorfer Journalisten e.V. (VDJ).

„Wir sind in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften immer mit der Frage konfrontiert: Was kann man damit eigentlich machen?“ Mit diesen Worten begrüßte Studiendekan Dr. Frank Meier die rund 100 Studierenden. „Deshalb freuen wir uns, mit dem Praxistag Journalismus heute eine Veranstaltung anbieten zu können, die Ihnen dieses interessante Berufsfeld näherbringt.“ Durch den Tag, der unter anderem auch eine Instagramchallenge für die Teilnehmenden bereithielt, führte Stanley Vitte. Als ehemaliger Student der Sozialwissenschaften ist Vitte nun Vorsitzender des VDJ und als Hochschulbeauftragter des DJV NRW tätig.

Expertinnen aus Wissenschaft und Praxis: guter Journalismus hat seinen Wert

Welchen Wert hat Journalismus? Diese Frage diskutierten beim Expertinnentalk Prof. Dr. Christiane Eilders, Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin vom Institut für Sozialwissenschaften, und Marie Kirschstein, Vertreterin der Gewerkschaft Deutscher Journalistenverband NRW. Im Zentrum standen dabei insbesondere die Aspekte Gehalt, Arbeitsmarkt und journalistische Fähigkeiten. Beide waren sich einig, dass guter Journalismus sehr wertvoll für die Gesellschaft ist, um beispielsweise demokratische Strukturen zu gewährleisten. Dennoch sei die Lage nicht so einfach. So habe der Respekt gegenüber und die Anerkennung von Journalist*innen in den letzten Jahren nachgelassen. Und während immer mehr Menschen Geld für Streaminganbieter ausgeben würden, sänken im Gegenzug die Zeitungsabonnements, was wiederum auch ein Sinken der Gehälter innerhalb der Journalismusbranche nach sich ziehe.

Prof. Dr. Eilders riet daher Interessierten: „Nutzen Sie Medien, lesen Sie Zeitung etc. Es ist ganz wichtig, informiert zu sein. Man kann keinen guten Journalismus machen, wenn man nicht weiß, was in der Politik oder in der Gesellschaft vor sich geht.“ Marie Kirschstein ergänzte: „Der Arbeitsmarkt verändert sich. Viele Journalisten und Journalistinnen gehen in den nächsten Jahren in Rente, die Stellen werden frei.“

Praktische Erfahrungen bei der Media-Safari

Beim Programmpunkt "Media-Safari" konnten sich die Teilnehmenden praktisch ausprobieren. So veranschaulichte das Medienlabor der Philosophischen Fakultät die Funktionsweise von Virtual Production, bei der sich Studierenden vor einen Greenscreen stellen und sich an einer Moderation mithilfe eines Teleprompters versuchen konnten. Einblicke in die Arbeit beim Radio gaben das Hochschulradio Düsseldorf e.V. sowie die Onlineredaktion cm3. Das Team simulierte die Arbeit mit einem Mischpult und zeigte, wie sich Aufnahmen dadurch verändern lassen. An einer weiteren Station präsentierte sich der Deutsche Journalistenverband NRW unter anderem mit seinen Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalist*innen.

 

Alumni geben Einblick in ihre Journalismusarbeit

Einen Einblick in den journalistischen Arbeitsalltag zeigten fünf ehemalige Studierende der Philosophischen Fakultät, die mittlerweile für bekannte Medienunternehmen arbeiten. Einer von ihnen ist Tobias Wienke: Als „1LIVE Spielemann“ berichtet er für alle Hörfunkwellen des WDR über Musik und Gaming. Zudem ist er Senderedakteur und Aufnahmeleiter bei Streamingevents wie dem Wacken Open Air oder Lollapalooza. Auch wenn ihm Geld nicht so wichtig ist, ist „eine Bezahlung für das Zocken an der Videokonsole und Konzertbesuche schon sehr praktisch“, äußert sich Wienke grinsend. Bei seiner Tätigkeit kämen dem ehemaligen Germanistik- und Geschichtsstudenten vor allem die Recherchefähigkeiten und der Skill, komplexe Sachverhalte zu reduzieren und kurz zu formulieren, zugute.

Auch Alumnus Maximilian Rieger ist im Hörfunk tätig. Er studierte an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Sozialwissenschaften und war parallel für das Hochschulradio unter anderem als Chefredakteur aktiv. Nach seinem Abschluss absolvierte er eine Ausbildung an der bekannten Henri-Nannen-Schule für Journalismus. Mittlerweile arbeitet er als Redakteur und Moderator in der Sportredaktion des Deutschlandfunkes, Schwerpunkt Sportpolitik und Nachhaltigkeit. Die Vorstellung, dass Sportjournalist*innen immer im Stadion sind, hält er für ein Klischee: „Ich glaube, ich war noch nie im Stadion.“ Sein Studium komme ihm vor allem zugute, wenn es um die Bewertung von Studien gehe. Die Qualität einer Studie oder Umfrage einschätzen zu können, helfe ihm in der datengetriebenen Welt, professionell journalistisch zu arbeiten.

Daniela Partenzi, freie Reporterin beim WDR, berichtete von einer weiteren Entwicklung im Journalismus. Die Alumna der Amerikanistik und Medienwissenschaft erlebt, dass sich die Anforderungen an die Fertigkeiten von Journalist*innen gewandelt haben. Im Sinne einer crossmedialen Aufbereitung müsse sie nun Text, Fotos und Videos liefern und die Ergebnisse selbst sollen im Vergleich zu früher schneller weitergeleitet werden, da die Veröffentlichung durch die Digitalisierung schneller erfolgen kann und muss.

Den veränderten Anspruch an die Geschwindigkeit bestätigte auch Sema Kouschkerian. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Erziehungswissenschaften und ist nun als freie Autorin bei der Rheinischen Post sowie als stellvertretende Leiterin der Abteilung Studium universale/KUBUS an der Studierenakademie der HHU tätig. In letzterer Funktion arbeitet sie vor allem im Wissenschaftsmanagement und als Dozentin für Journalismus und Medienkunde. Der größte Vorteil als freie Autorin liege Kouschkerian zufolge in der großen Freiheit. So könne sie sich in der Regel ihre Themen selbst überlegen, denn nur in den seltensten Fällen werde sie direkt beauftragt. Das wiederum eröffne ihr aber auch die Möglichkeit, anderen (beruflichen) Interessen nachzugehen.

Dass Journalismus wesentlich nutzer*innenorientierter arbeitet als noch vor ein paar Jahren, zeigte Johanna Rüdiger, ehemalige Studentin der Politik-, Medien- und Sozialwissenschaften. Als Head of Social Media Strategy bei der Deutschen Welle (DW) in der Abteilung Culture & Documentaries trägt sie dazu bei, dass guter Journalismus auch bei jungen Menschen ankommt. Mit ihrem TikTok-Kanal erreicht sie derzeit beachtliche 200.000 Follower. Rüdiger sieht in den digitalen Medien vor allem den Vorteil, in Interaktion mit den Followern zu treten und Communities aufzubauen. „Die sozialen Medien helfen dabei, journalistisch zu üben. Jede und Jeder kann sein eigener Publisher sein und zeigen, was man kann.“

Eine Branche im Wandel – aber ohne die Basics geht es nicht

Das Ende des Praxistag Journalismus zeigte deutlich: Digitalisierung und (Weiter-)Entwicklungen der künstlichen Intelligenz ziehen auch an der Journalismusbranche nicht spurlos vorüber. Die Aufgabenfelder von Journalist*innen erweitern sich, was grundsätzlich mehr Möglichkeiten zum journalistischen Arbeiten bietet. Gleichzeitig ist es jedoch weiterhin unablässig, das journalistische Handwerk gründlich zu erlernen. Denn egal ob in den sozialen Medien, beim Hörfunk oder für Printversionen: das Führen eines Interviews wie auch die professionelle Recherche, gehören zum beruflichen Alltag von Journalist*innen dazu. Die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften vermitteln diese Fertigkeiten in besonderer Weise. Und noch einen wertvoller Tipp gaben die Gäste den Studierenden mit auf den Weg: sich schon während des Studiums journalistisch zu betätigen, Leidenschaft aufzubringen und keine Angst vor dem Scheitern zu haben.

Weitere Informationen

Bild oben: Tobias Winke, Daniela Partenzi, Stanley Vitte, Sema Kouschkerian, Max Rieger und Johanna Rüdiger (von links nach rechts).

Verantwortlichkeit: