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Gründer der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Prof. Dr. Helmut Kirchmeyer wird 95

Professor Helmut Kirchmeyer Zoom

Am 30. Juni 2025 wird der Düsseldorfer Musikwissenschaftler und Gründer der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, Prof. Dr. Helmut Kirchmeyer, Träger des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold, seinen 95. Geburtstag begehen.

Kirchmeyer begann seinen beruflichen Lebensweg vor genau siebzig Jahren zunächst als freier Musikkritiker Düsseldorfer und Kölner Zeitungen, war dann Mitarbeiter der GEMA, Herausgeber der Instrumentenbau-Zeitschrift und entwickelte Programme für den Westdeutschen Rundfunk, bei denen er die zeitgenössische Musik förderte und mit vielen zeitgenössischen Komponisten in Kontakt stand. Der Radioproduzent, Komponist, Musiktheoretiker und Musikjournalist Herbert Eimert, Gründer des weltweit 1. Elektronischen Studios am Kölner Rundfunk und für die Entwicklung der zweiten Phase der Neuen Musik maßgebend, hinterließ Kirchmeyer seine etwa 400 Briefe, die dieser kommentiert herausbrachte und so besondere Einblicke in die europäische Musikgeschichte seit Mitte des 20. Jahrhunderts ermöglicht.

Zusammen mit dem deutschen Kunsthistoriker Werner Goldschmidt entwickelte Kirchmeyer 1962 das Plattenlabel und die Reihe für klassische zeitgenössische Musik WERGO. Zudem gründete er mit der Schallplattenreihe ARS GREGORIANA die umfangreichste Dokumentation gregorianischer Gesänge (über 500 Stücke auf 33 LPs/CDs).

An der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf für Musik- und Medienwissenschaft habilitiert, ist Kirchmeyer als maßgebender Wagner-Forscher Träger der Bayreuther Richard Wagner-Medaille sowie Verfasser des von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, deren Mitglied er ist, übernommenen und international bindenden Strawinsky-Werkverzeichnisses (K-Nummern).

Bei dem bedeutenden Musikethnographen Marius Schneider hatte Kirchmeyer als Student außereuropäische Denkmodelle kennengelernt, aus denen sich seine Leidenschaft für die afrikanische und asiatische Musik entwickelte. Er hielt Vorlesungen über außereuropäische Musikgeschichte und führte dieses Lehrgebiet zum ersten Mal an einer deutschen Musikhochschule als ordentliches Fach ein. Seine im Laufe der Jahrzehnte zusammengetragene Sammlung vor allem afrikanischer, indonesischer und tibetischer Musikinstrumente diente bei seinen Vorlesungen zu Demonstrationszwecken, wobei er in erster Linie nicht sogenannte „schöne Stücke“, sondern Instrumente mit Gebrauchsspuren ankaufte, bei denen eine Benutzung im realen Musikleben belegt war. 

Diese etwa 200 Exponate umfassende Sammlung ist vor fünf Jahren, zu seinem 90. Geburtstag, in Form der „Familienstiftung Dr. Kirchmeyer“ als Dauerleihgabe in den Besitz des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Hilden übergegangen und dort öffentlich zugänglich. Jüngst ergänzte er die Sammlung mit einem weltweit raren ägyptischen Sistrum (725-525 v. Chr., 25. bis 26. Dynastie), einer Rahmenrassel, die als Musikinstrument beim priesterlichen Kultus verwendet wurde. 

Neben seiner Stiftung verdankt der Militärmusikdienst der Bundeswehr ihm eine nun nahezu fünf Jahrzehnte andauernde Kooperation mit der von ihm geprägten Musikhochschule in Düsseldorf. Seit 1976 ist ein ziviles Musikstudium in die Regelausbildung zum Musikfeldwebel integriert.

In Prof. Dr. Helmut Kirchmeyer fand die Bundeswehr einen Hochschulleiter von herausragendem musikfachlichen wie organisatorisch-administrativen Wissen und Können, der zutiefst vom großen idealen wie praktischen Wert dieser außergewöhnlichen zivil-militärischen Kooperation für alle Beteiligten überzeugt war.

Dank seines ganz besonderen persönlichen Einsatzes, seiner Durchsetzungsstärke, seiner Geschicklichkeit in Finanzangelegenheiten und seines exzellenten musikfachlichen wie auch juristischen Sachverstandes wurde ein bis heute tragfähiges und gültiges, weltweit einzigartiges Studienkonzept entwickelt. Es garantiert den Musikerinnen und Musikern der Bundeswehr nicht nur eine künstlerische Ausbildung auf höchstem Niveau, sondern findet auch in der internationalen Fachwelt höchste Anerkennung.

Rund um seinen 95. Geburtstag werden der 3. und 4. Band seiner Kritischen Ausgabe von Musiker-Anekdoten (1798-1911) sowie seine autobiographischen zeitgeschichtlichen Hochschulerinnerungen erscheinen. 

Oberstleutnant Dr. Christian Blüggel


Bildquelle: Stabsfeldwebel Stefan Müller, Angehöriger des Zentrums Militärmusik der Bundeswehr (Abteilung Informationsarbeit)

 

Kategorie/n: Philosophische Fakultät-News, Fakultät Schlagzeile