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Verleihung des Meyer-Struckmann-Preises 2023 an Prof. Dr. Monica Juneja im Haus der Universität

Rektorin Anja Steinbeck, Preisträgerin Monica Juneja, Dekanin Ulli Seegers, von links nach rechts Zoom

HHU-Rektorin Univ.-Prof. Dr. Anja Steinbeck, Preisträgerin Prof. Dr. Monica Juneja und Dekanin Univ.-Prof. Dr. Ulli Seegers. Von links nach rechts.

Am 15. November 2023 wurde Prof. Dr. Monica Juneja im Haus der Universität der Meyer-Struckmann-Preis 2023 zum Thema „Transkulturelle Studien“ verliehen. Damit zeichnet die Philosophische Fakultät das Lebenswerk einer hochrangigen Wissenschaftlerin aus. Die Heidelberger Kunsthistorikerin hat im deutschsprachigen Raum den einzigen Lehrstuhl für Globale Kunstgeschichte inne.

Mit der Auszeichnung von Monica Juneja wurde am Festabend eine Wissenschaftlerin geehrt, die ihre richtungsweisende Theorie der Transkulturation im deutschsprachigen und internationalen Raum als Methode und als Gegenstand jenseits eurozentrischer Kategorien etabliert hat. Univ.-Prof. Dr. Anja Steinbeck, Rektorin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) sowie Univ.-Prof. Dr. Ulli Seegers, Dekanin der Philosophischen Fakultät, eröffneten mit Grußworten die feierliche Veranstaltung.

Die Bedeutung von Junejas Arbeit wirkt weit über die Kunstgeschichte hinaus

Nach wie vor bestehen noch zahlreiche Widerstände und Hürden einer institutionellen Verankerung von Transkulturalität und Diversität, doch „Monica Juneja hat transkulturelle Themen und Methoden systematisch im geisteswissenschaftlichen Feld verankert“, so Laudatorin Univ.-Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg, Lehrstuhlinhaberin für Transkulturelle Studien an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU). Eine sorgfältige aufgestellte transkulturelle Methode habe das Potenzial für eine Perspektiventwicklung für Gegenwarts- und Zukunftsthemen und verbinde „historische Themen globaler Tragweite mit gegenwärtigen relevanten Diskursen. Das Themenspektrum von Monica Junejas Werk spiegelt dies kontinuierlich wider“. Mehrere akademische Generationen jüngerer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen habe die Preisträgerin bereits geprägt, „die Transkulturalität im deutschsprachigen Raum und international als Methode und als Gegenstand jenseits eurozentristischer Kategorien denken“. Die Bedeutung von Junejas Arbeit wirke jedoch weit über die Kunstgeschichte hinaus, „ihre Professur in Heidelberg ist ein Zentrum transkultureller Forschung und Lehre, das zum Begriff geworden ist.“

Das Verständnis von Kultur neu denken

Monica Juneja gab in ihrem Vortrag Einblicke in die transkulturelle Kunstgeschichte wieder. Sie betonte das Konzept der Transkulturation als Transformationsprozess, der sich in Begegnungen und den daraus folgenden langzeitigen Beziehungen zwischen Regionen und Kulturen entfalte und dazu anrege, das Verständnis von Kultur neu zu denken und die Konstituierung des Kulturbegriffs zu hinterfragen. So gehe Transkulturation im Gegensatz zu Konzepten des Inter- und Multikulturellen von der Annahme aus, dass „Kulturen keine vorgegebenen Entitäten bilden, sondern sich über Beziehungsprozesse erschließen lassen und dadurch geformt und immer wieder erneuert werden.“

Als kritischer Ansatz setze sich die transkulturelle Forschung mit zahlreichen in den Geistes- und Sozialwissenschaften gängigen binären Begriffspaaren auseinander. „Zentrum“ und Peripherie“ als dichotome Begriffe seien dabei „Teil einer Geographie des Bewusstseins, einer mentalen Landkarte“ und dabei gehe es weniger um reale Entfernungen, als vielmehr um kulturelle Projektionen, die zugleich historische Annahmen seien. Juneja selbst nutze den Begriff Peripherie „als methodisches Werkzeug einer transkulturellen Kunstgeschichte, um anhaltende hierarchische Strukturen sowie verfestigte intellektuelle Ansprüche des Zentrums in Frage zu stellen.“ Das „selbst designierte Zentrum sowie die als peripher erklärten Regionen der Welt, verlangen in ihrer Verflochtenheit erforscht zu werden, damit sich die Theoriebildung als transkultureller Prozess entfalten kann.“

Die Preisträgerin verwies ferner auf die „Exklusion nichteuropäischer Strömungen aus den großen Sammlungen moderner Kunst“ im Gegensatz zur äußerst sichtbaren Gegenwartskunst aus zahlreichen Weltregionen, die in Biennalen und Großausstellungen gezeigt werde. Die Abteilungen zur Moderne und Avantgarde der großen Museen seien „eine Art Glaswand“, „hier hat nicht nur die außereuropäische, sondern auch die osteuropäische Avantgarde nach wie vor keinen Platz.“ Indem eine transkulturelle perspektivierte Kunstgeschichte Künstler und Künstlerinnen auch unter kolonialen Bedingungen die Fähigkeit zu eigenständigen Positionsentwicklung zuspräche, rege sie eine Neuschreibung kultureller Geografien an. „Es geht hier nicht um die bloße Umkehrung der alten Zentrum-Peripherie-Modelle, sondern um eine veränderte Kartografie auf der Basis von Gemeinsamkeiten, Reziprozität und Vielfalt“, betonte die Preisträgerin.


Musikalisch begleitet wurde der Abend durch ein Trio des Transoriental Orchestra.

Eine filmische Zusammenfassung des Abends finden Sie hier, die Preisverleihung in Gesamtlänge ist hier zu sehen.


Zur Preisträgerin

Monica Juneja weist eine herausragende wissenschaftliche Karriere auf. Seit 2009 hat sie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg den im deutschsprachigen Hochschulraum einzigen Lehrstuhl für Globale Kunstgeschichte inne. Zuvor war sie Professorin an der Universität Delhi, an der sie auch ihr Studium absolvierte. Promoviert wurde sie an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. Gastprofessuren führten sie an die Universitäten Wien, Hannover, Zürich sowie der Emory University in Atlanta. Unter ihren Förderungen und Auszeichnungen zählen Fellowships der Maison des Sciences de l’Homme, der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Volkswagen-Stiftung, des Forums Transregionaler Studien und des Getty Research Institute. 2014 hielt sie die prestigeträchtigen Heinrich-Wölfflin Vorlesungen an der Universität Zürich.

Juneja ist in zahlreichen internationalen Beiräten tätig, dazu gehören das Exzellenzcluster Eurasian Transformations der Universität Wien, das Walter Benjamin-Kolleg, die Universität Bern, das Tate Hyundai Research Centre an der Tate Modern London und der Förderbeirat des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste, um die Provenienz von Objekten aus kolonialen Kontexten zu untersuchen.

Darüber hinaus gibt die Wissenschaftlerin die Buchreihe Visual and Media Histories (Routledge) heraus und ist Mitherausgeberin der Reihen Ding, Materialität, Geschichte (Brill), Ästhetische Praxis (Brill), Heidelberg Studies on Transculturality (Heidelberg University Publishing) als auch der Zeitschriften History of Humanities (Chicago) und The Journal of Transcultural Studies (Heidelberg).

Zum Meyer-Struckmann-Preis

Die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf schreibt seit 2006 den Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung aus. Die Meyer-Struckmann-Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung, insbesondere im Bereich der Kultur- und Geisteswissenschaften. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird jährlich zu wechselnden Themen vergeben.

Mehr Informationen zum Meyer-Struckmann-Preis sowie alle bisherigen Preisträger finden Sie hier.

 

Autorin: Andrea Rosicki

Kategorie/n: Philosophische Fakultät-News, Fakultät Schlagzeile
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