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Die Philosophische Fakultät trauert um Prof. em. Dr. Dr. hc. Fritz Nies († 9. Oktober 2023)

Porträtbild von Professor Fritz Nies in schwarzweiß Zoom

Die Philosophische Fakultät und das Institut für Romanistik der HHU Düsseldorf trauern um Prof. em. Dr. Dr. hc. Fritz Nies, der von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1999 einen Lehrstuhl für Romanistische Literaturwissenschaft an der HHU Düsseldorf innehatte.

Fritz Nies wurde am 13. Februar 1934 in Ludwigshafen geboren und ist am 9. Oktober 2023 nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren in seiner pfälzischen Heimat verstorben. Studiert hatte er Romanistik und Germanistik in Dijon, Paris und Heidelberg, wo er 1961 promoviert wurde und sich 1969 habilitierte. Er war Lektor in Rennes und Akademischer Rat in Heidelberg, bevor er dann mit Ludwig Schrader und Peter Wunderli einer der Gründungsväter der Düsseldorfer Romanistik wurde und in der Folgezeit auch bundesweit die Romanistik wissenschaftspolitisch mitgeprägt hat. Besondere Erwähnung verdienen sein Vorsitz im Deutschen Romanistenverband 1983-1987, seine Initiative für die Gründung des Freiburger Frankreichzentrums, die Tätigkeit im Fachkollegium Sprach- und Literaturwissenschaft bei der DFG oder Publikationen wie das Buch Ein „unmögliches Fach“: Bilanz und Perspektiven der Romanistik.

Eingeladen war er zu Gastprofessuren in Aix-en-Provence, Paris-Nanterre, University of California (Davis), Nantes Université, École Normale Supérieure (Paris) und im Collège de France. Geehrt wurde Fritz Nies mit vielen Preisen in Deutschland und Frankreich, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz. Seinerseits hat er mehrere renommierte Übersetzerpreise maßgeblich angeregt, namentlich den André-Gide-Preis, den Raymond-Aron-Preis der DVA-Stiftung sowie den Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds.

Von 1977 bis 1978 war Fritz Nies Dekan der Philosophischen Fakultät, für die er 1987 den bundesweit einmaligen Studiengang „Literaturübersetzen“ initiiert und mit Kollegen der Anglistik und Germanistik verantwortet hat. Dem Kultur- und Wissenstransfer zwischen Frankreich und Deutschland, dem er neben vielen Publikationen auch zahlreiche Tagungen widmete, galt sein besonderes Forschungsinteresse. Sein unermüdliches Engagement für eine auch praktische deutsch-französische Kultur- und Wissenschaftskooperation führte 1973 zu der ersten internationalen Partnerschaft der HHU mit der Universität Nantes.

Seine wegweisenden Forschungen waren weit gestreut mit originellen und auch international nachhaltigen Impulsen. So umfassen seine Publikationen über zehn teilweise auch ins Französische übersetzte Monographien, ebenso viele Werke als Herausgeber bzw. Mitherausgeber und rund 300 Beiträge in Fachzeitschriften und Sammelbänden. Untersuchungen zum Prosagedicht, zur Gattungspoetik und Publikumsstruktur, zur Klassik oder den genres mineurs (kleinen und häufig sozial sehr wichtigen Gattungen) prägten seine Anfänge. Dann gerieten insbesondere der Kultur- und Wissenstransfer zwischen Deutschland und Frankreich ins Zentrum, die Literaturübersetzungen wie ebenso die Übersetzer als wichtige und zu wenig erforschte Vermittlerfiguren, die Geschichte des Lesens und Leserbilder. Dem kontinuierlichen Interesse am Verstehen interkultureller Prozesse widmete er sich auch noch nach seiner vor fast einem Vierteljahrhundert erfolgten Emeritierung, wie z.B. mit seiner noch jungen „Sozialgeschichte – interkulturell: Übersetzen ins Französische“ von 2016.

Mit Fritz Nies verliert die deutsche Romanistik einen Forscher, der sich sein Leben lang intensiv dem Fortschritt der Wissenschaft und der deutsch-französischen Verständigung gewidmet hat. Wir verlieren auch einen für Neues stets aufgeschlossenen, tatkräftigen, integren, humorvollen und liebenswerten Menschen, der nicht nur in der deutschen Forschungslandschaft, aber auch im Herzen jener, die ihm begegnen und mit ihm arbeiten durften, einen ehrenvollen Platz einnehmen wird.

Die Philosophische Fakultät und das Institut für Romanistik werden Fritz Nies mit seinem erfüllten, inspirierten und inspirierenden Wirken als Lehrer und Forscher immer ein lebendiges Andenken bewahren.

 

Hans T. Siepe

Frank Leinen

Kategorie/n: Philosophische Fakultät-News, Fakultät Schlagzeile
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