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Die Philosophische Fakultät trauert um Prof. Dr. Rudolf Hiestand († 31. März 2023)

schwarz-weißes Porträtbild Prof. Hiestand Zoom

Der Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und das Institut für Geschichtswissenschaften der HHU Düsseldorf trauern um Prof. Dr. Rudolf Hiestand, der als Nachfolger von Eduard Hlawitschka von 1976 bis 1998 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte an der HHU Düsseldorf innehatte.

Geboren am 30. August 1933, hat Rudolf Hiestand in Zürich Geschichte, Romanistik und Altphilologie studiert, wobei ihn der in Bogotà geborene Mediävist Marcel Beck, ein ehemaliger Mitarbeiter von Paul Fridolin Kehr und der Althistoriker Ernst Meyer tief beeindruckten. Nach dem Studium hatte sich Rudolf Hiestand zunächst für das gymnasiale Lehramt entschieden, aber das Jahr 1958 brachte in verschiedenster Hinsicht die Wende. Sein Interesse an der Geschichte der Christen, Muslime und Juden in der Mittelmeerregion und dem Nahen Osten wurde durch eine Seminarfahrt mit Marcel Beck in der Türkei geweckt, lange bevor heute der Blick über das lateinische Europa hinaus als aktueller Neuansatz gefordert wird. Rudolf Hiestand wiederholte die Bildungsfahrten in den Nahen Osten bis 1966 regelmäßig jedes Jahr und eignete sich in eindrucksvoller Breite Sprachkenntnisse an, um den anspruchsvollen Themen des Kulturaustausches zwischen Ost und West gerecht werden zu können. Im selben Jahr 1958 erhielt er die Möglichkeit, an der Universität Neapel zu studieren. Es folgte eine glückliche Zeit in Italien, ehe er in Zürich Assistent bei Marcel Beck wurde, wo er 1964 mit einer Untersuchung zu Byzanz und das Regnum Italicum in Zürich promovierte. Anschließend ging er nach Göttingen und dann als Assistent nach Kiel zu Hans Eberhard Mayer, wo er sich 1972 mit einer dreibändigen prosopographischen Studie zu den päpstlichen Legaten während der Kreuzzüge und in den Kreuzfahrerstaaten habilitierte.

1976 wurde Rudolf Hiestand an die Heinrich-Heine-Universität berufen, wo er an der Seite seines langjährigen Freundes und Kollegen Josef Semmler eine rege Lehrtätigkeit entwickelte. Vielen Generationen von Studierenden eröffnete er über drei Jahrzehnte hinweg tiefe Einblicke in die materielle Überlieferung und Geschichte der lateinischen, griechischen und islamischen Welt des Mittelmeerraums. Diese komplexen Zusammenhänge vermittelte er mit der ihm eigenen Frische, Prägnanz und Detailschärfe. Dabei wusste er auch diejenigen zu begeistern, die sich für andere Epochen, für die Neuzeit oder das Altertum interessierten und weitete ihren Blick für die präzise und voraussetzungsreiche Arbeit mit mittelalterlichen Urkunden und Handschriften. Die Lehre war ihm ein besonderes Anliegen und eine Freude. In der Zeit von Oktober 1982 bis September 1984 war er ebenfalls als Dekan der Philosophischen Fakultät tätig.

Als ausgewiesener Spezialist für die Erforschung der Kreuzzüge und Kreuzfahrerorden, der Papstgeschichte und Geschichte Byzanz‘ genoss Rudolf Hiestand in der wissenschaftlichen Community ein hohes Ansehen. Er hat der Papsturkundenforschung wichtige Impulse gegeben und früh die interdisziplinäre Öffnung der Forschungsansätze verfolgt. Das interdisziplinär angelegte Forschungsinstitut für Mittelalter und Renaissance (FIMUR) der HHU hat er nachhaltig bereichert. Er war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und von 1978 bis 2005 Sekretär der Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung.

Rudolf Hiestand wäre im August 90 Jahre alt geworden. Er wird uns fehlen.

 

Eva Schlotheuber

Kategorie/n: Philosophische Fakultät-News, Fakultät Schlagzeile
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