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Offenes Buch

Eine gelungene Mischung aus Theorie und Übersetzungspraxis: Summer School Literaturübersetzen „Translation and Multilingualism“

Vom 1. bis zum 3. Juli 2021 fand die diesjährige „Summer School Literaturübersetzen“ unter dem Motto „Translation and Multilingualism“ statt und wurde erfolgreich als Onlineveranstaltung durchgeführt. Wie bereits in den Jahren zuvor, bot die Veranstaltung eine gelungene Mischung aus Theorie und Übersetzungspraxis. Zahlreiche Studierende des Masterstudiengangs Literaturübersetzen, Wissenschaftler*innen, Berufsübersetzer*innen und weitere Themeninteressierte tauschten sich virtuell über die Bedeutung von Mehrsprachigkeit im Übersetzungskontext aus.

Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Birgit Neumann, Leiterin des Masterstudiengangs Literaturübersetzen, hielt Dr. Tamar Steinitz (Goldsmith College, University of London) die Keynote Lecture „Shelters, Walls and Bridges: Translation and Bilingualism in Israel/Palestine“. Im Zentrum des Vortrages standen Mehrsprachigkeit in der Gesellschaft sowie die Rolle von Translation in Israel und Palästina. Anschaulich erläuterte die Wissenschaftlerin anhand der Werke von Anton Shammas‘ und Almog Behars, welche soziopolitische Tragweite dem Übersetzen mehrsprachiger Literatur aufgrund des Spannungsverhältnisses zwischen Hebräisch und Arabisch innewohnt.

Prof. Dr. Efrat Gal-Ed vom Institut für Jüdische Studien leitete den Übersetzungsworkshop zum Thema jiddische Lyrik. Anhand der Gedichte von Itzik Manger entstand eine angeregte Diskussion zur Vielschichtigkeit des Jiddischen und die Schwierigkeit des Übersetzens einer solchen Komponentensprache, also einer aus transkulturellen Prozessen entstandenen Sprache. Neben lexikalischen Besonderheiten des Jiddischen, das Einflüsse des Slawischen, Mittelhochdeutschen, Hebräischen, Aramäischen und Ia’as aufweist, beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Herausforderungen, die das Übersetzen von Mangers hybriden Texten voller intertextueller und kultureller Referenzen bereithält.

Ethik, Ästhetik sowie Politik von Sprache und Übersetzen sind hochaktuelle Fragen mit großem Diskussionspotential

Um übersetzerische Herausforderungen ging es auch in der Podiumsdiskussion, die in Kooperation mit dem Centre for Translation Studies stattfand. Die Professor*innen Birgit Neumann, Efrat Gal-Ed und Volker Dörr vom Institut für Germanistik tauschten sich mit den Berufsübersetzenden Beate Thill, Christian Hansen und Jutta Himmelreich zum Thema Vielsprachigkeit und dessen Relation zum Übersetzen aus und erörterten unter anderem, ob Fremdheit in Übersetzungen kenntlich gemacht werden sollte. Eine der Fragestellungen lautete dabei, ob die Spuren anderer Sprachen sichtbar sein, oder vielmehr das Fremde durch das Eigene ersetzt werden sollte. Während hier durchaus unterschiedliche Auffassungen zum Ausdruck kamen, war man sich bei einem Punkt einig: bei der Ethik, Ästhetik sowie Politik von Sprache und Übersetzen handelt es sich um hochaktuelle Fragen mit großem Diskussionspotential, die den grundlegenden Umgang mit Differenz betreffen.

Ugandische Autorin Jennifer Nansubuga Makumbi zu Gast bei der Summer School

Ein weiterer Gast der Summer School war die ugandische Autorin Jennifer Nansubuga Makumbi, die in Zusammenarbeit mit ihrer Teilnahme am Projekt "Blick in die Zukunft - Gegen das Vergessen" über ihre literarische Arbeit berichtete, die wesentlich vom sprachlichen Spannungsfeld zwischen Englisch, Luganda und weiteren lokalen Sprachvarietäten Ugandas geprägt ist. Madeleine Rösler und Janna Krampe, beide Studentinnen der HHU, gaben begleitend dazu Einblicke in ihre Arbeit an Makumbis Texten.

Drei weitere Workshops zur Übersetzungspraxis rundeten die Summer School Literaturübersetzen ab: Im Spanisch-Workshop wurde unter anderem auf die Sichtbarkeit von und in Übersetzungen eingegangen sowie auf die Herausforderung, Vielstimmigkeit aus dem Spanischen ins Deutsche zu übertragen. Der Französisch-Workshop widmete sich der Übersetzung kreolischer Märchen sowie übersetzerischen Perspektiven auf diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch. Innerhalb eines Workshops zur Übersetzung mehrsprachiger Literatur aus dem Englischen wurden Problemstellungen in mehrsprachigen afrikanischen Romanen erläutert und kollektiv Lösungsansätze erarbeitet. Hier ging es unter anderem um die Frage, wie grammatikalische oder orthographische Fehler als Stilmittel in die Zielsprache übertragen werden können, um sozio-kulturelle Kontexte und damit die Bereicherung von Mehrsprachigkeit in der Literatur aufrechtzuerhalten.

Internationale HHU Summer School "Translation, Transnation: European Cultures of Translation" findet Ende September 2021 statt

Vom 29. September bis 01. Oktober 2021 findet am Centre for Translation Studies der HHU die Internationale HHU Summer School "Translation, Transnation: European Cultures of Translation" online statt. Die Summer School richtet sich vor allem an Doktorand*innen und MA-Studierende.


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Autorin: Andrea Rosicki

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