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Reinhard-Selten-Preis für Kai Fischer

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Wir gratulieren Kai Fischer herzlich zum Gewinn des Reinhard-Selten-Preises 2025, der wichtigsten Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler:innen in den Wirtschaftswissenschaften im deutschsprachigen Raum.

In seiner prämierten Arbeit “Demand (Un)certainty and Productivity: Evidence from the German Coal Mining Industry“ untersucht Fischer eine industriepolitische Maßnahme im schrumpfenden deutschen Steinkohlebergbau der 1960er und 1970er Jahre. Damals hatte der Steinkohlebergbau mit rund 4,5 % Anteil am BIP noch erhebliche Bedeutung, stand jedoch zunehmend unter Druck durch billige Ölimporte. Anstatt den Niedergang mit klassischen Subventionen aufzuhalten, setzte die Bundesregierung auf ein besonderes Instrument: Stilllegungsprämien. Unternehmen wurden dafür bezahlt, 25 % ihrer Kapazitäten zu schließen – ein Ansatz, der sich deutlich von heutigen Debatten über Hilfen für schrumpfende Industrien wie Kohlekraftwerke oder Verbrennungsmotoren unterscheidet.

Für seine Analyse hat Fischer historische Produktionsdaten aller deutschen Bergwerke zusammengetragen und erstmals digitalisiert. Mit modernsten ökonometrischen Methoden zeigt er, dass diese Politik zu einem deutlichen Produktivitätsanstieg führte: Die Arbeitsproduktivität stieg im Schnitt um 10 % über zehn Jahre, verglichen mit belgischen Bergwerken in derselben Region, die keine ähnliche Politik erlebten.

Seine Ergebnisse machen sichtbar, über welche Mechanismen die Maßnahme wirkte:

  • Weniger produktive Bergwerke schieden zuerst aus,
  • Unternehmen nutzten die Prämien, um verbleibende Bergwerke effizienter zu machen und ihre Lebensdauer zu verlängern,
  • Ressourcen wurden innerhalb von Unternehmen zugunsten größerer und produktiverer Bergwerke umverteilt.

Zugleich profitierten Beschäftigte in den verbleibenden Bergwerken von Lohnerhöhungen, während die gesamtwirtschaftlichen Kosten geringer ausfielen als bei alternativen Förderinstrumenten wie Preis- oder Lohnsubventionen.

Mit dieser Arbeit zeigt Fischer, wie industriepolitische Maßnahmen nicht nur Strukturwandel abfedern, sondern auch Produktivität und Effizienz steigern können.

Kategorie/n: NEWS