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Leuchtschrift: Meet me for Coffee auf braunem Hintergrund

Auf einen kurzen Kaffee mit ...

Christian auf der Lake, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Geschäftsführung am Institut für Germanistik

Christian auf der Lake ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Geschäftsführung des Instituts für Germanistik. Er hat an der HHU Germanistik und an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf Musikwissenschaft studiert, zum Zusammenhang von Sprache und Musik promoviert und ist glücklich mit einer Germanistin verheiratet. Die beiden haben ein Kind und wohnen 20 Fahrradminuten vom Campus entfernt.

Morgens und vormittags trinkt er Kaffee (schwarz) – nachmittags Tee (auch schwarz).

 

Am Beginn eines Sommersemesters steht ganz viel auf dem Programm, das mit meinen Sprachwissenschafts-Seminaren zu tun hat. Und da wir ja zum Glück aktuell wieder vollständig im Präsenzmodus sind, passiert der überwiegende Teil dieser Arbeit auch wieder im persönlichen Austausch hier auf dem Campus. Darüber freue ich mich sehr! Daneben sind natürlich die administrativen Alltagsdinge der Geschäftsführung des Instituts zu erledigen und es gilt, an längerfristigen Prozessen wie z. B. Studiengangs- und Institutsentwicklung herumzudenken. Ach ja: Eine Verlagsdeadline kommt mir gerade auch mit geradezu beunruhigender Geschwindigkeit entgegen. Zusammengenommen eine bunte Mischung ziemlich interessanter Aufgaben, die die Tage wie im Fluge vergehen lassen.

Ich habe Germanistik und Musikwissenschaft studiert. Von Beginn an ist mir aufgefallen, dass Sprache und Musik eigentlich immer irgendwie voneinander getrennt betrachtet wurden, die eine höherwertig als die andere eingestuft wurde usw. Sprache und Musik wurden nie wirklich auf Augenhöhe miteinander untersucht. Dabei interessierte mich gerade das Verbindende. Und das tut es bis heute. In sprachphilosophischen und musikästhetischen Konzeptionen von ‚Sprache‘ und von ‚Musik‘ des 19. Jahrhunderts habe ich dann ein paar Aspekte entdeckt, anhand derer sich Musik und Sprache zusammendenken lassen können: Als anthropologische Grundkonstituenten des Menschen, mit denen wir uns Bedeutung(en) erschaffen. In der Semantik von Sprache und Musik gibt es eine ganze Menge Ähnlichkeiten, die auf den ersten Blick erstmal nicht da zu sein scheinen. Kurz: Die Punkte, an denen sich Verbindendes zeigt, Inter-Disziplinarität von Sprachphilosophie und Musikästhetik, das finde ich spannend!

Auch hier hat mich wieder die Kombinationsmöglichkeit zweier Themen interessiert. Nämlich die Frage: Wie hängen ‚Sprache‘ und ‚Raum‘ miteinander zusammen? Wie wird ‚Raum‘ und ‚Stadt‘ durch ‚Sprache‘ mitgestaltet? Und wie beeinflussen andersherum bestimmte Orte die an ihnen verwendete(n) Sprache(n)? Institutionelle Kommunikation in der Uni hat andere Konventionen als ein vertrauliches Gespräch unter Freunden abends in der Kneipe. Und die Heinrich-Heine-Universität heißt ja nicht ganz zufällig so. Die Linguistic-Landscape-Forschung untersucht die sprachliche Identität von Räumen, Städten und deren Bürgern – die Sprachlandschaften, in denen wir uns täglich bewegen und die wir unentwegt kreieren: Durch unser Sprechen an Orten und über Orte. Durch die Benennung von Straßen, Plätzen und Institutionen. Durch das Platzieren von Denkmälern. Auch Hinweistafeln und Beschilderungen sind ja meistens irgendwie sprachlich. Auf jeden Fall sind sie semiotisch.

Unsere Stadtsprachen-App ist ein kulturlinguistischer Stadtführer, der diese Dinge aufzeigt und etwas zu ihnen sagt. Studierende haben in praktischen Feldstudien bisher über 60 selbst gewählte Orte in Düsseldorf analysiert und zu diesen Orten kleine Studien verfasst. Diese points of interest finden sich zu thematischen Rundgängen durch Düsseldorf zusammengefasst in der App. Und wenn man auf einer solchen Tour die unterschiedlichen Orte abschreitet – z. B. das Heine Haus auf der Bolkerstraße oder das Wandmosaik Riverside von Hermann Josef Kuhna am Rheinufer oder den Roy-Lichtenstein-Saal hier auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität –, dann kann man in der App etwas darüber erfahren, was es (aus kultur-linguistischer Perspektive) mit diesen Orten auf sich hat. Ich denke, ein Mehrwert des Projekts liegt auf jeden Fall darin, dass den Studierenden erstens diese Verwobenheit von Sprache und Raum überhaupt erst bewusst geworden ist. Zweitens sind die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht einfach nur als AP auf dem Schreibtisch ihres Dozenten und dann im Archiv gelandet, sondern eben auch in der App. Deren Nutzer können wiederum nun durch die Arbeit der Studierenden etwas über den Zusammenhang von Sprache und Räumen an konkreten Orten erfahren. Tobias Häusler, der als Moderator durch den Release-Abend der Stadtsprachen-App im Haus der Universität geführt hat, hat am Ende des Abends gesagt: „Ich gehe jetzt mit anderen Augen durch die Stadt.“ Das trifft die Idee des Forschungs- und Lehrprojekts recht exakt. Wir wollten ein Bewusstsein für das reziproke Verhältnis von Sprache und Raum schaffen und analysieren, wie genau das aussieht.

Ja, das stimmt. In Zusammenarbeit mit unseren Fachtutorienbeauftragten kümmere ich mich u. a. um die unterschiedlichen Tutorienangebote der Germanistik. Ich erachte unsere Orientierungs- und Fachtutorien als ausgesprochen wertvoll. Sie sind nach meinem Dafürhalten ein enorm wichtiger Schlüssel für den Studienerfolg unserer Studierenden. Die Studierenden haben hier einen ‚geschützten‘ Ort, an dem sie sich sowohl mit ihren Kommiliton*innen aus den Seminaren aber eben auch mit den Tutor*innen, die ja auch ‚nur‘ (ältere) Kommiliton*innen von ihnen sind, noch einmal über die Veranstaltungsinhalte oder generelle Dinge des Zurechtfindens an der Uni austauschen können. Gerade am Studienanfang ist das ja alles ganz schön viel – inhaltlich und organisatorisch. Und da fällt es dem einen oder der anderen womöglich leichter, Fragen in einem Tutorium zu fragen. Das ist natürlich etwas anderes, als in einem proppenvollen Hörsaal oder in einem Seminar noch einmal bei der Professorin oder dem Dozenten nachzufragen. Auch die soziale Komponente eines Tutoriums darf nicht unterschätzt werden. Ich bin davon überzeugt, dass je eher die Studierenden sich bei uns gut aufgehoben fühlen und eine stabile Bindung zu Ihren Kommiliton*innen und dem Institut aufbauen, desto eher führt das auch zu einem guten Studienerfolg. Gemeinsam mit Prof. Dr. Welbers, unserer Fachschaft und unseren O-Tutor*innen nehmen wir z. B. unsere Erstsemesterstudierenden bei der Erstibegrüßung in Empfang – an deren allererstem Tag an der Uni. Ich hoffe, dass sich die Studierenden dadurch von Beginn an bei uns gut aufgehoben fühlen!

Puh! Fragen zur Quadratur des Kreises kann ein Mathematiker wahrscheinlich besser beantworten. Aber ich versuche es mal aus meiner Perspektive: ‚Freiheit‘, ‚Mannigfaltigkeit der Situationen‘, die ‚Einheit von Lehrenden und Lernenden‘ im Bildungsprozess des Menschen, wie Humboldt das genannt hat – solche Dinge halte ich für eminent wichtig! Die Universität der Zukunft sollte eine sein, die als Institution Rahmenbedingungen schafft, unter denen Bildung in diesem Sinne für möglichst viele gelingen kann.

Oh, das sind eine Menge toller Erinnerungen! Wieviel Zeit haben wir? Ich meine, ich habe hier studiert, meine Frau kennengelernt, promoviert, einige ganz besondere Freundschaften geschlossen und ich darf jetzt hier arbeiten. Da kommt wirklich einiges an erinnerbarem Glück zusammen. Und erfreulicherweise erinnert man sich ja sowieso eher an die schönen Dinge als an die weniger guten. All das führt jedenfalls dazu, dass ich nach wie vor jeden Tag gerne in die Uni fahre! (Meistens jedenfalls…)

Nach dem Studium an der Uni zu bleiben war eigentlich schon immer Plan A. Über klassische Interessen und Nebenjobs, die man als Germanistik- und Musikwissenschaftsstudent so hat und macht, hatte ich zwar schon auch eine ganze Reihe Kontakte in dieser „Irgendwas mit Kultur- und Medien-Branche“ – vor allem im Bereich Kultur-Management. Das hat mich auch immer interessiert. Deshalb wäre ich bestimmt auch irgendwo anders untergekommen. Aber das Forschen, die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Studierenden, das Unterrichten, das Uni-Mit-Gestalten: All das wäre dann ja weggefallen. Dass es für mich mit einer Stelle an der Uni geklappt hat, die obendrein auch noch alle meine Interessen auf sich vereint, ist schon ziemlich unglaublich! Von daher: Ich bin gerade sehr, sehr glücklich und es könnte mir eigentlich kaum besser gehen.

Wie gesagt: Kurzfristig habe ich eine Publikationsdeadline einzuhalten. Aber abgesehen davon freue ich mich sehr darauf, weiterhin meine Perspektive auf die vielfältigen Themengebiete der Geschäftsführung des Instituts einbringen zu können und es so ein kleines Stückchen mitgestalten zu dürfen. Und mit dem Thema Urbane Semantik bin ich auch noch nicht fertig. Im Privaten wünsche ich mir, dass es uns als Familie gegönnt ist, immer glücklich zu sein.

Düsseldorf ist eine tolle Stadt mit vielen Orten, an denen ich sehr gern bin. Aber zu Hause bei und mit der Familie zufrieden zu sein, das ist mir doch am liebsten.

Es gibt ja unglaublich viele tolle Bücher! Und in unterschiedlichen Lebensphasen, für unterschiedliche Interessensbereiche gibt es unterschiedliche gute Bücher. Ich greife mal    zwei heraus: Oh, wie schön ist Panama und Doktor Faustus lese ich (aus unterschiedlichen Gründen) immer mal wieder. Und aus der unfassbar großen Menge toller Musik ragen für mich aktuell Bachs erste Violinsonate und das Album Diane von Chet Baker und Paul Bley heraus…


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Autorin: Andrea Rosicki

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