Jump to contentJump to search
Plakat zum Forschungsvolontariat Kunstmuseum NRW

Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“

Vertiefende Erforschung von musealen Sammlungen auch für Studierende des Instituts für Kunstgeschichte

Das Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ stärkt das individuelle Profil der Kunst- und Kulturmuseen und gibt ihnen Gelegenheit, eine Generation junger Wissenschaftler*innen auszubilden und vertieft in die Forschungsarbeit einzubinden. Für Volontierende schafft das Förderprogramm damit erstmals ein speziell der Erschließung und der vertieften Erforschung von musealen Sammlungen gewidmetes Ausbildungsprogramm auch für Studierende des Instituts für Kunstgeschichte.

Museale Forschung nachhaltig fördern

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fördert seit 2020 die Kunst- und Kulturmuseen in Nordrhein-Westfalen durch die Ermöglichung von 25 zweijährigen Forschungsvolontariaten, die sich im Rahmen einer umfassenden musealen Ausbildung schwerpunktmäßig auf die Erforschung und Aufarbeitung musealer Sammlungen fokussieren.

Das Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ dient der Unterstützung der Museen für bildende Kunst und Kultur in Nordrhein-Westfalen in zentralen Bestandteilen ihrer Kernaufgaben: dem Sammeln, Bewahren und Erforschen. Zu diesem Zweck stärkt das Programm das individuelle Profil der jeweiligen Museen und gibt ihnen Gelegenheit, eine Generation junger Wissenschaftler*innen auszubilden und vertieft in die Forschungsarbeit einzubinden. Für Volontierende schafft das Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“ damit erstmals ein speziell der Erschließung und der vertieften Erforschung von musealen Sammlungen gewidmetes Ausbildungsprogramm. Im Mittelpunkt jedes Forschungsvolontariats steht ein spezifisches Forschungsprojekt im Kontext der jeweiligen Sammlung. Initiiert und vertieft wird dafür die verstärkte Zusammenarbeit mit den kunsthistorischen und kunstwissenschaftlichen Lehrstühlen der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen – so auch mit Lehrenden des Instituts für Kunstgeschichte der HHU. Dadurch ergänzen die Forschungsvolontariate die bereits etablierten Formen von wissenschaftlichen Volontariaten in Kunst- und Kulturmuseen zum einen um ein dezidiert forschungsbezogenes Profil und zum anderen um die gezielte Vernetzung mit der dichten Museums- und Hochschullandschaft in Nordrhein-Westfalen.

Wissenschaftliche Begleitung und Vernetzung in der Wissenschaftsgemeinschaft

Um die praktizierte, museale Forschung der Forschungsvolontariate systematisch mit universitärer Forschung zu verschränken, ermöglicht die wissenschaftliche Projektkoordination an der Professur für Kunstvermittlung und Kunstmanagement am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ein umfangreiches Begleitprogramm. Das Programm dient als Ergänzung zur Ausbildung am Museum dem Austausch der Wissenschaftler:innen untereinander sowie der aktiven Beteiligung der Forschungsvolontierenden an aktuellen Museumsund Forschungsdiskursen mit ausgewiesenen Experten und Expertinnen sowie Forschenden. Im Rahmen der Begleitung mit theoretischen wie praktischen Anteilen wird den Forschungsvolontierenden die Möglichkeit zur inhaltlich-fachlichen Vertiefung, fachbezogenen Vernetzung in der Scientific Community, zur kollegialen Beratung und zur gegenseitigen Unterstützung geboten. Das Programm verfolgt die Verknüpfung von vertiefter Spezialisierung in den individuellen Forschungsschwerpunkten unter Berücksichtigung des interdisziplinären Dialogs aus fächerübergreifender Perspektive. Praktisch erfolgt die wissenschaftliche Begleitung durch regelmäßige Treffen und den Besuch fachrelevanter Veranstaltungen: In Kolloquien mit wissenschaftlichen Vorträgen, praxisbezogenen Workshops, dem gemeinsamen Besuch von Tagungen und Exkursionen mit fachbezogenem Anspruch knüpfen die Forschungsvolontierenden inhaltlich an ihre Forschungsprojekte an und erhalten zusätzlich einen praxisrelevanten Einblick in die je nach Museum variierenden Aspekte. Besondere Berücksichtigung finden hierbei die Schwerpunkte des Sammelns und Forschens, aber auch die der Dokumentation, Inventarisierung und Vermittlung. Die Kolloquien sind auch als Erweiterung der Qualifizierungsprogramme der Museen zu betrachten, bei denen den Forschungsvolontierenden erfahrene Mitarbeitende als Ansprechpersonen innerhalb der Institution zur Seite gestellt werden, und ergänzen zudem die hausinternen und externen Fortbildungsangebote für wissenschaftliches Personal am Museum. Das wissenschaftliche Begleitprogramm leistet damit eine sowohl inhaltliche als auch strukturelle Ergänzung zum individuellen Forschungsvolontariat.

Ringvorlesung „Forschung im Museum“ – 15 Volontierende stellten ihre Forschungsprojekte vor

Dass Forschung in Museen und Hochschulen recht unterschiedlich betrieben und vermittelt wird, ist offenkundig. Gerade aus den Unterschieden in Hinblick auf ihre Forschungsgegenstände, die Methodik und Zielgruppen lassen sich fruchtbare Erkenntnisse gewinnen. Den Analogien und Differenzen widmete sich im Begleitprogramm über den Verlauf des Wintersemesters 2021/2022 der Fokus „Forschung im Museum“. Denn ohne Forschung zu betreiben, wären Museen lediglich Informations- und Objektspeicher von verwirrender Vielfalt. Für die Erhaltung, Untersuchung, Präsentation und Vermittlung ist ein ganzes Team von Spezialist*innen nötig. Museale Forschung nimmt Sammlungen und ihre Genese kritisch in den Blick, hinterfragt den (kunst-)historischen Kanon, reflektiert die Institution Museum und stellt ihre Befunde einer großen Öffentlichkeit in Ausstellungen, Publikationen und Vermittlungsangeboten zur Verfügung. All dies geschieht nicht losgelöst, sondern im interdisziplinären Austausch und interinstitutionellen Verbund zwischen Museen, Hochschulen und ihren Akteur*innen.

Die Ringvorlesung "Forschung im Museum" vermittelte Studierenden Kenntnisse über das breite Feld der musealen Forschung anhand aktueller konkreter Fallbeispiele aus dem Förderprogramm „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“. Dabei stellten fünfzehn Forschungsvolontierende ihre laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekte vor und gaben praxisnahe Einblicke in die unterschiedlichen Dimensionen musealer Forschung, darunter Themenkomplexe wie Sammlungsforschung, kuratorische Forschung, künstlerische Forschung, Provenienzforschung, Besucher*innenforschung und Bildungsforschung.

Intensiver Austausch auf der Jahrestagung der Forschungsvolontierenden „Forschung im Mu-seum“

Ziel der gleichnamigen Jahrestagung der Forschungsvolontierenden „Forschung im Museum“ (02./03. Dezember 2021) in Kooperation mit dem Museum Ludwig, Köln war es, Museen als Orte, an denen Wissen produziert und vermittelt wird, aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und über mögliche Erweiterungen von institutionalisierter Wissensproduktion in Austausch zu treten. Was genau bedeutet Forschen und Ausstellen im Museum heute und in Zukunft? Welche Konsequenzen ziehen insbesondere Kunst- und Kulturmuseen aus dem Anspruch zu forschen für ihr Selbstverständnis und ihre Praxis? Und wie kann in diesem Zusammenhang ein produktiver Dialog zwischen anderen Akteur*innen und Orten der Wissensproduktion entstehen? Achtzehn Vortragende reflektierten die vielschichtigen oftmals interdisziplinär geprägten Zusammenhänge praktizierter Wissenschaft am Museum. Die öffentliche Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit dem WDR sowie der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln im Museum Ludwig konzentrierte und kontextualisierte am Abend des ersten Tagungstages die Ergebnisse. um sie auf die Potentiale und Herausforderungen für die Museen in Zukunft zu übertragen.


Fünf Fragen - Fünf Antworten

Im Gespräch: Eva Caroline Eick M.A., Wissenschaftliche Koordination Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW
 

Die Idee zum Förderprogramm entsprang aus der Initiative der Museumsleitungskonferenz NRW und der Professur für Kunstvermittlung und Kunstmanagement. In enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW wurden daraufhin Ende 2019 die ersten Forschungsvolontariate ausgeschrieben, wobei das Projekt seitdem von einem Gründungsbeirat aus Mitgliedern der Museumsleitungskonferenz und der regionalen Universitäten beraten und begleitet wird. Von den insgesamt 797 Museen in NRW stellen die Kunstmuseen nach den Museen für Orts- und Regionalgeschichte sowie den naturwissenschaftlichen und technischen Museen mit insgesamt 122 Museen die drittgrößte Gruppe.1 Das Förderprogramm richtet sich an diese Museen, wobei sich sowohl große wie mittlere und kleine Museen beteiligen: Neben dem LVR-LandesMuseum Bonn als kulturgeschichtliches Museum sind auch kleinere Kunstmuseen, wie etwas das Museum Goch oder das Museum Kurhaus Kleve, unter den insgesamt 24 Museen im Förderprogramm vertreten. Neben Museen mit einem auf Kunst des Mittelalters und der frühen Neuzeit spezialisierten Sammlungsprofil, wie dem Kölner Museum Schnütgen und dem Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, sind mit dem Museum Abteiberg in Mönchengladbach oder dem Museum für Gegenwartskunst Siegen beispielsweise auch solche Häuser vertreten, die sich durch zeitgenössische Sammlungen auszeichnen. Räumlich profitieren neben dem Marta Herford, dem Kunstmuseum Gelsenkirchen oder dem Museum Osthaus in Hagen sowohl Museen in Westfalen als auch Museen im Rheinland, wie den Kunstmuseen Krefeld, dem Kunstmuseum Bonn oder dem Düsseldorfer Kunstpalast, von der Teilnahme im Förderprogramm. Die Bandbreite der involvierten Museen und Stiftungen bildet so das gesamte Spektrum der vielfältigen Kunst- und Kulturmuseumslandschaft in NRW ab.

1 Vgl. Rahemipour, Patricia; Grotz, Katharina (Hrsg.): Zahlen & Materialien aus dem Institut für Museumsforschung. Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland 2019 (Heft 75), Berlin 2021, S. 56 f.

Museen wie Hochschulen haben als Bildungsinstitutionen einen gleichwertigen Forschungs- und Bildungsauftrag; sie sind Orte unterschiedlicher Formen der Wissensproduktion und -vermittlung. Durch die theoretische Grundlagenforschung an Hochschulen einerseits und die objektbasierte auf Anwendung ausgerichtete Forschung in Museen andererseits, zeichnen sich beide Institutionen durch individuelle Spezifika aus. So verfolgen Hochschulen beispielsweise durch Forschung und Lehre in einem vornehmlich akademisch geprägtem Umfeld aus Studierenden und Forschenden eine andere der Zielgruppenansprache als Museen, die den Anspruch hegen, einem breiten Publikum möglichst vielfältigen Zugang zum vornehmlich materiellen Kulturerbe sowie dessen wissenschaftlich fundierter Erforschung zu ermöglichen.

Die enge Zusammenarbeit und Vernetzung der Kunstmuseen mit den Hochschulen und Akademien in den Forschungsprojekten des Förderprogramms schafft einen bilateralen Mehrwert.  Aufgrund ihrer unterschiedlichen strukturellen Bedingungen schafft die intensive Vernetzung beider Institutionen an der Schnittstelle der Forschungsvolontariate dadurch zusätzliche Synergieeffekte. Konkrete Kooperationen zwischen den beteiligten Museen und Hochschulen finden beispielsweise in Form gemeinsam ausgerichteter Seminare und praktischer Übungen in der Hochschullehre statt. Dadurch profitieren Museen von den Kompetenzen des wissenschaftlichen Personals und dessen aktuellem Forschungsstand und Methodenwissen sowie von der hohen Motivation und dem Innovationspotential der Studierenden.

Gemeinsam erarbeitete Forschungsergebnisse fließen in die Konzeption und Präsentation von Ausstellungen und Begleitprogrammen ein. Hochschulen wiederum nutzen so die Möglichkeit, konkret am Objekt arbeiten und forschen zu können, wodurch auch die Studierenden, die durch Kooperationen das Arbeitsfeld Museum praxisnah kennenlernen, einen Vorteil ziehen.

Generell gesprochen dient das wissenschaftliche Volontariat der Aus- und Fortbildung von Forschenden aus museumsrelevanten und kunstwissenschaftsbezogenen Studienfächern. Es stellt, stärker als es im Rahmen eines Hochschulstudiums möglich wäre, eine praxisbezogene Einführung in die Arbeit der Museen dar. Das Forschungsvolontariat ist hier eine Besonderheit, da es die forschungsbezogene Spezialisierung im Museum in den Vordergrund der Ausbildung rückt. Das Studium der Kunstgeschichte oder im Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement wie es am Institut für Kunstgeschichte der HHU für Studierende angeboten wird, qualifiziert Absolvent*innen für eine Anstellung im Kunst- und Kulturbetrieb oder auch für die Beschäftigung und Weiterbildung im wissenschaftlichen Volontariat. Ein bereits im Studium gewählter Studienschwerpunkt kann für die Bewerbung um ein Forschungsvolontariat so betrachtet durchaus von Vorteil sein, da die im Förderprogramm verfolgten Forschungsprojekte oftmals eine Form der fachlichen Spezialisierung voraussetzen. Auch durch andere Studien oder Tätigkeit erworbene Kenntnisse können für das Forschungsvolontariat qualifizieren, dies kommt letztendlich immer ganz individuell auf das jeweilige Projekt und die Bewerber*innen an.

Die wissenschaftliche Begleitung im Programm ist an der Professur für Kunstvermittlung und Kunstmanagement am Institut für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angegliedert. Wie das neue Förderprogramm der Forschungsvolontariate strebt auch diese Professur nach einer programmatischen Verbindung von Lehre & Forschung auf der einen Seite und kulturbetrieblicher Praxis in Museum und Kunsthandel auf der anderen Seite.

Seit Juni 2020 haben allein neun Kolloquien im Begleitprogramm stattgefunden. In rollierender Folge besuchen die Volontierenden alle acht Wochen eines der beteiligten Museen, um das Museum sowie das dortige Forschungsprojekt besser kennen zu lernen. Vorträge eingeladener Expertinnen und Experten aus dem Hochschulwesen, dem Museum oder anderer Gedächtnisinstitutionen bieten zudem Anlass, um über Themen wie Digitalisierung von Sammlungskonvoluten, den Umgang mit (Künstler*innen-)Nachlässen oder die Vermittlung von Forschungsergebnissen ins Gespräch zu kommen. Ergänzend kam im Wintersemester 2021/2022 der Themenkomplex „Forschung im Museum“ in Form einer Ringvorlesung an der HHU und einer öffentlichen Online-Jahrestagung hinzu. Im gesamten Programm bringen sich die Forschungsvolontierenden mit ihren individuellen Forschungsinteressen ein und gestalten so den Programmverlauf und seine Themen aktiv mit.

Ohne genaue Kenntnis über seine Besuchenden und Nutzenden laufen Forschung und Vermittlung im Museum Gefahr, wirkungslos zu bleiben. Zeitgenössische Vermittlung, als angewandte Forschung im Museum begriffen, liefert wichtige Informationen über die hybride Struktur der Besuchenden, gestaltet vielfältige, oftmals partizipative, diverse Angebote mit dezidierter Zielgruppenansprache bis hin zum community building und ermöglicht multiperspektivische Zugänge zur Institution Museum. Darüber hinaus verbindet museale Vermittlung abteilungsübergreifend unterschiedliche Arbeitsfelder miteinander: sie bildet ein Verbindungsglied innerhalb der Institution und agiert an der Schnittstelle zwischen Mitarbeitenden, dem Publikum und Nicht-Besuchenden eines Museums. Die Nicht-Besucher*innenforschung wird immer wichtiger, sodass auch dieser an die Vermittlung angrenzende Forschungsbereich zunehmend intensiviert wird. Dieser Entwicklung kommt das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW nach, indem es das Förderprogramm in Zukunft um speziell auf die Bereiche Bildung und Vermittlung, Diversität und Teilhabe zugeschnittene Forschungsvolontariate erweitern wird.


Fortsetzung des Förderprogramms ist gesichert

Aufgrund der positiven Resonanz von Seiten der beteiligten Museen, Partnerinstitutionen und der Forschungsvolontierenden der ersten Förderphase wird das Förderprogramm in 2023 durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. In diesem Zuge wird auch die wissenschaftliche Begleitung fortentwickelt und systematisch erweitert.

Kontakt:
Wissenschaftliche Projektkoordination Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf | Institut für Kunstgeschichte
Gebäude: 24.51.01.27 Universitätsstr. 1 D-40225 Düsseldorf
Tel.: +49 (0) 211 81-12972 |


  • Weitere spannende Forschungstätigkeiten der Philosophischen Fakultät finden Sie hier.
Responsible for the content: