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Die Philosophische Fakultät trauert um Prof. Dr. Stefan Bajohr

Stefan Bajohr (*1950) war unser Kollege vom April 2009 bis zu seiner Pensionierung im Februar 2015 als Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Bereits fünf Jahre vorher wurde ihm von der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität im September 2004 der Titel eines Honorarprofessors verliehen, nachdem er im Fach Politikwissenschaft zuvor bereits regelmäßig Lehraufträge wahrgenommen hatte. Im Votum der Fakultätskommission für die Honorarprofessur hieß es damals, dass Stefan Bajohr mit vier Monographien und zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätzen ein beeindruckendes und breites wissenschaftliches Oeuvre vorgelegt habe, sein 2003 publizierter "Grundriss staatlicher Finanzpolitik" bereits als Standardwerk gelte und von den Gutachtern das "hohe theoretische Niveau" in Verbindung mit der "breiten praktischen Erfahrung" hervorgehoben worden sei.

Diese breite politische Erfahrung hatte er in einer Reihe von Positionen in Politik und Verwaltung jahrzehntelang erworben. Zunächst hatte er in Bielefeld, Zürich und Marburg Politikwissenschaft und Soziologie studiert, abgeschlossen mit einem Magister Artium 1977 und einer Promotion 1978. Nach einer kurzen Station als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Marburg entschied er sich für die Politik und wurde von 1980 bis 1982 Mitarbeiter des Bundeskanzleramtes. Danach trat er in die Dienste des Landes NRW und blieb diesem im Wesentlichen treu. So wurde er 1982-1985 Regierungsangestellter im Arbeitsministerium NRW und war von 1985 bis 1990 Persönlicher Referent des Fraktionsvorsitzenden der SPD. Danach war er Ministerialbeamter im Ministerium für Stadtentwicklung des Landes bis 1995.

Stefan Bajohr wurde 1995-2000 Mitglied des Landtags, nun als aktiver Politiker und Abgeordneter der GRÜNEN. Danach diente er 2000-2008 wieder als Gruppenleiter im Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport (ab 2005: Ministerium für Bauen und Verkehr) des Landes Nordrhein-Westfalen.

2009 wurde er dann vom Land dem Fach Politikwissenschaft der Philosophischen Fakultät als Wissenschaftler angeboten. Das Fach hat ihn gerne angenommen, und dies hat vielfältige Früchte gezeigt. Die Fakultät betraute ihn nun auch mit der Vertretung des Fachs in der Forschung und ernannte ihn unter Beibehaltung seiner dienstrechtlichen Stellung (Mittelbau) zum Professur für Politikwissenschaft.

Stefan Bajohr nahm seine Rolle als Professor sehr ernst und engagierte sich mit großem Einsatz auch in der akademischen Selbstverwaltung. Von Oktober 2013 bis September 2014 war er Geschäftsführender Leiters des Instituts für Sozialwissenschaften. In dieser Zeit intensivierte und institutionalisierte er die Kooperation zwischen Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften in der Lehre, beispielsweise im Rahmen eines Zusatzmoduls "European Economics". Außerdem setzte er sich zusammen mit seinen Institutskolleginnen und -kollegen für die Aufrechterhaltung von Mindestanforderungen an eine aktive Teilnahme von Studierenden an Lehrveranstaltungen ein und sprach sich gegen die Abschaffung der Anwesenheitspflicht aus. Seine Lehrveranstaltungen im Institut waren stets sehr gut nachgefragt. Stefan Bajohr begleitete auch zahlreiche studentische Abschlussarbeiten als Betreuer und Gutachter.

Auch zusätzliche Aufgaben nahm er gerne an, so war Stefan Bajohr von 2003 bis 2012 Mitglied im Vorstands des Vereins der Freunde und Förderer des Sozialwissenschaftlichen Institut der Universität Düsseldorf (VORSA) und kümmerte sich - als Fachmann - in dieser Zeit als Schatzmeister um die Vereinsfinanzen.

In der Forschung blieb Stefan Bajohr ebenfalls produktiv. So publizierte er in den letzten Jahren folgende Werke: „Kleine Weltgeschichte des demokratischen Zeitalters“, Wiesbaden 2014 und „Die Schuldenbremse. Politische Kritik des Staatsschuldenrechts“, Wiesbaden 2016.

Seine Tätigkeit am Institut machte Stefan Bajohr sehr viel Spaß, und er wäre bereit gewesen, seine aktive Dienstzeit über das reguläre Dienstende hinaus zu verlängern. Diesem Antrag gab das Rektorat jedoch leider nicht statt. Daher schied er Ende Februar 2015 aus dem aktiven Dienst, übernahm allerdings noch bis zum Ende des WS 2019/20 weiter Lehraufträge für das Fach Politikwissenschaft.

Mit Ablauf des WS 2019/20 beendete Stefan Bajohr endgültig seine Lehrtätigkeit an der Universität und wandte sich wieder der aktiven Politik in der Zivilgesellschaft zu. Anfang November 2020 wählte ihn die Delegiertenversammlung des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) e.V. zu einem der beiden Bundesvorsitzenden. Krankheitsbedingt musste er diese Funktion im Frühjahr 2022 wieder abgeben.

Stefan Bajohr hat sich für unser Institut für Sozialwissenschaften hohe Verdienste erworben. Er war ein hochgeschätzter Kollege im Lehrköper und ein engagierter Hochschullehrer mit großer Resonanz bei den Studierenden. Er hat sich bleibende Verdienste erworben. Wir trauern mit seiner Familie und Freunden über seinen frühen Tod am 21.11 2022.


Nachruf von Ulrich von Alemann und Hartwig Hummel.

Kategorie/n: Fakultät Schlagzeile
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