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Leuchtschrift: Meet me for Coffee auf braunem Hintergrund

Auf einen kurzen Kaffee mit ...

PD Dr. Vera Elisabeth Gerling, Akademische Rätin im Bereich Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft (Spanisch und Französisch) am Institut für Romanistik

PD Dr. Vera Elisabeth Gerling hat an der HHUD alle wichtigen akademischen Stationen durchlaufen: Diplomstudium Literaturübersetzen, Promotion und Habilitation. Zwischendurch war sie aber auch immer mal wieder woanders: im Studium länger in Frankreich und Spanien, ein Jahr als Sprachassistentin an der Universität Nantes, zu Forschungsaufenthalten in Argentinien und als Professurvertreterin an den Universitäten Bielefeld (2018) und Siegen (2019).

Sie lehrt und forscht als Akademische Rätin im Bereich Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft (Spanisch und Französisch) mit einem besonderen Schwerpunkt im Bereich Literaturübersetzen.

Sie trinkt gerne Kaffee au lait oder con leche.

 

Generell bin ich in Lehre und Forschung mit verschiedenen Feldern der romanischen Literaturen (Spanien und Lateinamerika, Frankreich und französischsprachiges Afrika) befasst bei einer theoretischen Ausrichtung insbesondere auf Kulturtransfer, Übersetzung und Erinnerung. Es interessiert mich, wie durch unterschiedlichste Übersetzungsphänomene feste Vorstellungen von Nation, Identität und Kultur durchkreuzt und hinterfragt werden.

Als Koordinatorin des Masterstudiengangs Literaturübersetzen für die Romanistik bin ich Ansprechpartnerin für die Studierenden und organisiere regelmäßig Lehraufträge mit Berufsübersetzer*innen. Da in der Pandemiesituation immer wieder alles anders kommt als gedacht, beschäftigt mich dies gerade in besonderem Maße, denn sowohl die eigenen Seminare als auch die der von mir betreuten Lehrveranstaltungen müssen stets neu konzipiert und angepasst werden.

Neugier auf andere Kulturen und Denkweisen, Offenheit für den Umgang mit unterschiedlichsten Menschentypen und Durchhaltevermögen – bei Forschungsfragen und Lehrveranstaltungen ebenso wie bei Verwaltungsvorgängen.

Dranbleiben, trotz der momentan so widrigen Umstände: Bei den Studierenden freue ich mich sehr, wenn sie es in der Pandemiezeit schaffen, ihr Studium fortzuführen. So enttäuschend und belastend es auch sein mag ohne echtes Campusleben: Wie kann man diese Zeit besser nutzen als durch ein Studium, das im Anschluss neue Perspektiven eröffnet?

Neue Kolleg*innen, vor allem in der Pandemiezeit hinzugekommene, sollten sich möglichst gut miteinander vernetzen. Das geht auch ohne Begegnung in Präsenz. Wir haben z.B. einen starken Fakultätsmittelbau, der regelmäßig – neben den offiziellen Sitzungen – sogenannte „digitale Lagerfeuer“ organisiert, bei denen online per Webex oder Zoom ein kollegialer Austausch stattfindet zu vielfältigen Themen, die uns alle betreffen. Ich selbst habe auf diesem Wege Kolleg*innen kennengelernt, denen ich womöglich nie zufällig auf dem Gang begegnet wäre.

Ich würde mir eine Universität wünschen, in der das kreative Potential von Lehrenden und Studierenden wieder mehr Raum erhält, jenseits der umfassenden Verwaltungsvorgänge rund um BNs, APs, CPs etc.

Durch den Studiengang Literaturübersetzen hatte ich mir eigentlich verschiedene Berufsperspektiven ausgemalt: freiberufliche Übersetzerin, Verlagslektorin, Kulturmanagerin. Aber Studium und anschließende Promotion haben in mir das Interesse geweckt und gestärkt, Literatur und das Übersetzen von Literatur auch als Forschungsthema zu vertiefen und zu unterrichten. Nun bin ich in der glücklichen Lage, durch die Betreuung von Lehraufträgen und die Organisation von Projekten weiterhin mit vielen Berufsübersetzer*innen und Kulturinstitutionen in Kontakt zu stehen.

Als ich kurz nach dem Studium mein erstes Seminar erteilen durfte und die Seminare noch an schwarzen Brettern angekündigt wurden, fragte mich einmal eine Studentin bei der Durchsicht des Angebots: „Wer ist denn der Gerling?“

Ich freue mich, wenn ich Menschen zu neuen Ideen und Denkweisen anregen kann – und selbst von ihnen angeregt werde. Das schließt Kolleg*innen, Studierende, aber auch Freunde und eigene Kinder ein.

Literatur, natürlich. Und im Gespräch sein. Aber auch Bewegung draußen: beim Joggen oder Fahrradfahren entstehen oft neue Gedanken, die ich dann gleich aufschreiben muss oder in mein Smartphone diktiere.

Ein besonderer Ort für mich ist das Zeitfeld von Klaus Rinke am Düsseldorfer Volksgarten: Die vielen Uhren stehen dort noch, den imposanten Baum davor habe ich nach Sturm Ela im Jahr 2014 nur noch als Wurzelkranz von unten gesehen. In meiner Erinnerung aber ist er noch dort.

Das eine Buch der Wahl gibt es nicht. Aber eines von vielen wäre für mich der Don Quijote von Miguel de Cervantes, der weit mehr ist als eine lustige Geschichte um einen verrückten, bereits im 17. Jahrhundert aus der Zeit gefallenen Ritter, der gegen Windmühlen kämpft, sondern überzeitliche und weiterhin aktuelle Themen behandelt. Nicht umsonst wird er weiterhin rezipiert und adaptiert, auch als Film oder Comic, zuletzt wurde er noch in Romanform bei Salman Rushdies Quichotte in die USA von heute verfrachtet. Wer es nicht im Original lesen kann, dem empfehle ich die Übersetzung von Susanne Lange, auch als Hörbuch, gelesen von Christian Brückner.


  • Weitere spanndende Interviews aus der Reihe "Auf einen kurzen Kaffee mit..." finden Sie hier.

Autorin: Andrea Rosicki

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