Jump to contentJump to search

News Detailansicht

Prof. em. Dr. Richard Münch erhielt im Haus der Universität den Meyer-Struckmann-Preis 2022

Preisträger Prof. em. Dr. Richard Münch und Dekan Univ.-Prof. Dr. Achim Landwehr Zoom

Prof. em. Dr. Richard Münch (rechts) und der Dekan der Philosophischen Fakultät Univ.-Prof. Dr. Achim Landwehr am Abend der Preisverleihung.

Prof. em. Dr. Richard Münch erhielt am 30. November 2022 im Haus der Universität den Meyer-Struckmann-Preis 2022 zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Damit ehrte die Fakultät einen Soziologen, der sich mit seinen grundlegenden Arbeiten und historisch-vergleichbaren Studien zum gesellschaftlichen Wandel verdient gemacht hat.

Ein Blick auf die globale Pandemie, den Angriffskrieg auf die Ukraine (neben weiteren seit Jahren ohnehin bestehender Krisenherde) und der folgenden Energiekrise, das Erstarken rechtsextremer Gruppierungen sowie die weltweiten nachhaltigen folgenschweren Veränderungen durch die Klimakrise, bedeutet in seiner Folge auch eine große Herausforderung für den lokalen und globalen gesellschaftlichen Zusammenhalt. Soziale Regeln des Miteinanders und die bestehenden Institutionen werden plötzlich beargwöhnt,  der Grundkonsens an gemeinsamen Werten infrage gestellt – die Basiselemente einer funktionierenden Gesellschaft werden angezweifelt. Hinsichtlich dessen ist das diesjährige Thema des Meyer-Struckmann-Preises „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ überaus aktuell. Mit der Auszeichnung von Richard Münch wurde nun ein exzellenter Wissenschaftler geehrt, der dem Themenbereich mehr als gerecht wird.

Münchs Forschung ist viel beachtet und bahnbrechend

Richard Münch ist ein international renommierter Wissenschaftler, „dessen Forschung zu Ursachen, Formen und Folgen von Globalisierung, der Ausdehnung und Beschleunigung von Kommunikation und, damit eng verbunden, zum Strukturwandel von Identitäten, Solidaritäten und Integration viel beachtet und bahnbrechend sind“, so Laudatorin Univ.-Prof. Dr. Annette Schnabel. „Das die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt das Fach seit seinem Beginn begleitet, lässt erahnen, in welch turbulenten Zeiten gesellschaftlichen Aufbruchs die Soziologie entstand und was die reiche theoretische und empirische Basis zur Erfassung aktueller Zeitläufe beitragen kann. Denn dies gehört zu den wichtigen Leistungen von Richard Münch, der in seinen Analysen immer wieder den Bogen schlägt von den Anfängen des Fachs hin zu Aktuellem.“ Für den Preisträger ergebe sich „aus der Kombination von präferierter Untersuchungsebene und konkretem Untersuchungsgegenstand vier zentrale Perspektiven auf gesellschaftlichen Zusammenhalt: die ‚von unten‘ in Form rationaler Entscheidungen, die ‚von oben‘ in Form funktionaler Erfordernisse, die ‚von außen‘ als symbolische Ordnung und die ‚von innen‘ als normative Interaktion.“ Hierüber lasse sich, wie Münch umfassend zeige, jenseits theoretischer Paradigmen und ganz untersuchungspraktisch lokale wie globale Ordnung, Markt wie Moral aufschlüsseln.

Nach Grußworten von Prorektor Prof. Dr. Stefan Marschall, Prof. Dr. Dres. h.c. Gert Kaiser (per Video) sowie des Dekans der Philosophischen Fakultät Uni.-Prof. Dr. Achim Landwehr verfolgten die Gäste gespannt den Vortrag des Preisträgers zum Thema „Gesellschaftlicher Zusammenhalt zwischen globaler Vernetzung und lokaler Verwurzelung“.

Der Mittelstand und Familienunternehmen sind die tragenden Säulen des gesellschaftlichen Zusammenhalts

Münch stellte den gewerblichen Mittelstand bzw. kleine und mittelständische Unternehmen sowie Familienunternehmen in den Fokus seiner Rede und sprach ihnen als Multiplikatoren „eine tragende Rolle in der Materialisierung organischer Solidarität“ zu. „Sie sind speziell in Deutschland die tragenden Säulen nicht nur der wirtschaftlichen Wohlstandsproduktion, sondern auch des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowohl im lokalen als auch im globalen Sinn.“ Dabei betonte er, dass durch die lokale Verankerung und soziale Vernetzung dieser Unternehmen sie nicht nur das Fundament wirtschaftlicher Prosperität seien, sondern durch ihre Wahrnehmung von Corporate Social Responsibilty sie sich ebenfalls in globalen Initiativen zur Verbesserung der ökonomischen, sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit des Wirtschaftens verdient machten. Als „Hidden Champions“ förderten sie die „Versöhnung von Kosmopolitismus und Kommunitarismus“, in ihrer Mittlerposition zwischen Globalität und Lokalität betrieben sie nicht nur ökonomische, sondern auch soziale Wertschöpfung.  „Mittelständische und größerer Familienunternehmen leisten also einen entscheidenden Beitrag zu einem gesellschaftlichen Zusammenhalt, der den Antagonismus von Globalismus und Nationalismus überwindet, indem globale Vernetzung und lokale Verwurzelung unmittelbar verbunden werden.“

Kritisch betrachtete Münch in seiner Rede die Rolle der Politik und der staatlichen Bürokratie, die mittelständischen Unternehmen im „vollakademisierten Politikbetrieb“ keinen Platz einräume und sie dadurch entsprechend selten in Parlament und Regierung vertreten seien. Die Aufgabe der Politik „die auf wirtschaftliche Dynamik und gesellschaftlichen Zusammenhalt im globalen und lokalen Sinne zielt“ wäre, „mittelständischem Unternehmertum den Weg zum Erfolg nicht zu verriegeln, sondern freizuhalten“ und damit „der Wirtschaft und der ganzen Gesellschaft eine neue Schubkraft für Zukunftsoptimismus“ zu verleihen. Denn „der Schlüssel zur Bewältigung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart liegt genau hier: in der Förderung von mittelständischem Unternehmertum, und zwar alteingesessenen Betrieben wie auch jungen Startups.“

 

Musikalisch begleitet wurde der Abend durch die Irish-Folk-Band Larún.

 

Zum Preisträger:

Richard Münch studierte an der Universität Heidelberg Soziologie, Philosophie und Psychologie. 1971 erwarb er den Grad des Dr. phil., 1972 folgte die Habilitation im Fach Soziologie an der Universität Augsburg.  Dort arbeitete er von 1970 bis 1974 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Soziologie und Kommunikationswissenschaft. Von 1974 bis 1976 lehrte er als Professor für Soziologie an der Universität zu Köln, von 1976 bis 1995 an der Universität Düsseldorf, von 1995 bis 2013 an der Universität Bamberg, wo er 2013 zum Emeritus of Excellence ernannt wurde. Seit 2015 ist er Seniorprofessor für Gesellschaftstheorie und komparative Makrosoziologie an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.

Münch hatte mehrere Gastprofessuren an der University of California in Los Angeles inne und gehörte zu der Herausgeberschaft des American Journal of Sociology, der Annual Review of Social Theory, der Zeitschrift für Soziologie und der Soziologischen Revue. Von 2002 bis 2012 war er Sprecher des von der DFG geförderten interdisziplinären Graduiertenkollegs „Märkte und Sozialräume in Europa“ an der Universität Bamberg. Er war Mitglied und Vorsitzender des Fachbeirats am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln und ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 2018 erhielt er von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie den Preis für ein hervorragendes Lebenswerk.
 

Zum Meyer-Struckmann-Preis:
Die Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf schreibt seit 2006 den Meyer-Struckmann-Preis für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung aus. Die Meyer-Struckmann-Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung, insbesondere im Bereich der Kultur- und Geisteswissenschaften. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird jährlich zu wechselnden Themen vergeben.

 

Autorin: Andrea Rosicki

 

 

 

Kategorie/n: Philosophische Fakultät-News, Fakultät Schlagzeile
Responsible for the content: